Montag, Februar 05, 2018

Hochkalter übers Ofental - 04.02.2018

Es hatte geschneit, ohne Wind. Wow, das darf ja nicht wahr sein, Neuschnee und geringe bis mäßige Lawinengefahr, da muss man was machen. Stephan und ich hatten da so einen Plan, ob das geht, mal sehen. Start um 5 Uhr, naja ausschlafen kann man ja wieder unter der Woche. Um halb 4 Uhr dann kein Stephan, dafür die Nachricht, es wird a weng später. Kurz danach die nächste Nachricht, ich steh kurz vor Piding, Unfall nichts geht mehr. Also legte ich mich wieder nieder. Um 6 Uhr stand Stephan dann vor der Tür und mit ihm gut 10 cm Neuschnee. Zusammen mit den gut 15 cm von gestern war das einfach zu viel für unseren Plan, was nun? Auf zur Hirschbichlstraße, die Touren dort müssten spektakulär gut gehen. Durch den Wald Richtung Ofental zeigte sich ein ähnliches Bild wie gestern, aufsteigen geht, aber fürs Fahren sind mir sogar die Stoanaski zu schade, die hatte ich aber gar nicht mit. Frederike, das Orkantief, hatte im lichten Wald unter dem Ofental ganze Arbeit geleistet und so mussten wir unter und über einige Bäume steigen. Der letzte Hang vor dem Ofental und das Tal selbst ließen die Vorfreude steigen, super Pulver unverspurt. Kurz vor der Ofentalscharte zweigten wir dann in die Hochkalter Südflanke ab. Ja, auf >40° gehen noch Spitzkehren, aber schwer. Erst im Mittelteil, wo wir wieder auf den Sommerweg trafen (4¾ Stunden, 1650 hm) wechselten wir auf Steigeisen. So schrabbelten wir über leicht überdeckten Fels hinauf zum Grat. Mist, irgendwie mussten wir doch hinüber in die Rinne in Gipfelfalllinie, also wieder etwas hinunter und queren, auf die paar Meter Fleißaufgabe kam es nun auch nicht mehr an. Die Rinne wühlten wir uns dann hinauf, immer im Hinterkopf, dass hier Andi Riesner vor 6 Jahren verunglückt war. Die Verhältnisse waren aber ausgesprochen gut, kein oder kaum Windeinfluss und gut mit dem Altschnee verbunden, was will man mehr. Und so erreichten wir inzwischen im Sonnenschein (das Wetter war ganz schön herum gezogen) den stark überwechteten Gipfel (1 Stunde, 200 hm). Ein Traum! Wir ließen die Seele baumeln und uns ein Wurstbrot schmecken. Als es nach einer ¼ Stunde frisch wurde, stiegen wir bis unter die Gipfelfelsen ab und tauschten Steigeisen gegen Ski. Jetzt kam die Stunde der Wahrheit, bis jetzt hatte alles perfekt ausgesehen, eigentlich sollte die Abfahrt gehen, aber wie heißt es so schön Versuch macht kluch. Nach den ersten paar Schwüngen von Stephan die Gewissheit, wir haben die Bedingungen in der Rinne nicht falsch eingeschätzt. Alle paar Schwünge muss ich Pause machen, es ist wirklich steil und meine Oberschenkel beschweren sich. Als ich bei der Querung wieder auf Stephan treffe, reicht unser Grinsen vom einen Ohr zum anderen. Aber die unangenehmste Passage liegt noch vor uns. Stephan quert sehr steil in eine Rinne, ich mache die 30 hm Fleißaufgabe von vorher wieder in umgekehrter Reihenfolge, so haben sich die Steigeisen zumindest richtig ausgezahlt. An dem Punkt an dem wir auf die Steigeisen gewechselt waren entledigten wir uns derer endgültig und genossen die letzten steilen Hänge hinunter ins Ofental. Im Ofental hing dann leider Nebel und die Sicht war dementsprechend, der Freude am Cruisen über das mäßig steile Gelände tat das aber keinen Abbruch. Im steileren Abschluss des Tals wurde die Sicht dann wieder besser und durch den Wald gings besser als gedacht (2 Stunden Abstieg/-fahrt). Und nur die letzten 200 hm/¾ Stunde mussten wir zu Fuß bewältigen.
Eine Wahnsinnstour, die im Hochwinter mit Sicherheit nur sehr selten begangen wird. Die Südflanke verlangt nicht nur sichere Schneeverhältnisse, sondern auch absolut sicheres Fahren in Absturzgelände (immer steiler 35°, in der Gipfelrinne und kurze Stellen dazwischen bis 45°). Der dünne Schneeüberzug über den Felsen hat die Tour auch in den Steigeisenpassagen ziemlich anspruchsvoll gemacht und die Länge ist auch nicht zu unterschätzen (8¾ Stunden, 1880 hm, 17,5 km). Danke Stephan, es war mir ein Volksfest. 
2018_02_04_Hochkalter