Die Planung für unsere Schoberdurchquerung begann mit einer Mail von Peter: 3 Tage Skidurchquerung mit Winterräumen, etwas ab vom Schuss und jeden Tag etwa 1300 hm. Das klang doch vielversprechend. Vladi und ich waren schon einen Tag früher da (dank Karin und meines Chefs), um uns etwas warm zu gehen. Nach einer weiteren (wesentlich wärmeren) Nacht im Bus, gings los mit Steffen und Peter.
Freitag:
Während wieder Massen nach Norden zogen, stiegen wir vom Lucknerhaus (1918 m) nach Süden zur Nigglalm auf. Von dort gings über teilweise steile, gefrorene Hänge zum Peischlachtörl (2484 m). Hier teilte sich die Aufstiegsspur in eine Richtung Osten über freie Hänge und eine Richtung Süden durch eine Schlucht. Wir wählten die freien Hänge und kamen dadurch etwas vom Weg aufs Böse Weibl (3119 m) ab, dafür aber direkt in den Kessel unterhalb der Biwakschachtel (2912 m) östlich des Böden Weibls, unser Übergang ins Gössnitztal (3½ Stunden, 900 hm). Nach einer ausgiebigen Pause in dem Kessel, spurte ich aufs Joch (½ Stunde, 130 hm) und dort verstaute ich die Ski am Rucksack und verabschiedete mich von Peter und Steffen, die direkt zur Elberfelderhütte abführen. Vladi und ich stapften durch das felsdurchsetzte Gelände Richtung Böses Weibl (½ Stunde, 60 hm) und in etwas flacherem Gelände mit Ski weiter auf den Gipfel (¾ Stunde, 150 hm). Die Fernsicht auf dem Gipfel war schon spektakulär, aber wegen der fortgeschrittenen Stunde und unserer noch bevorstehenden, recht langen Abfahrt brachen wir schnell wieder auf. Die Nord-Ost-Hänge unter dem Bösen Weibl waren der Wahnsinn, Pulver vom feinsten. Ein kurzer Aufstieg brachte uns wieder zurück aufs Joch (20 hm), von wo aus wir durch leider schon überfrorenen Sulz zur Elberfelderhütte (2348 m) abfuhren/uns abkämpften (1½ Stunden). Ein letzter Anstieg brachte uns zur Hütte mit einem winzigen (5 Schlafplätze) Winterraum (10 Minuten, 60 hm). Der Abend im Winterraum war trotz extrem knappen Holzvorrat, winziger Töpfe, fehlender Teller und Besteck und ewigem Schneeschmelzen sehr, sehr lustig. Vor allem Steffen, der ohne Kondition und mit einer Erkältung mitgekommen war, hatte sich sehr gut geschlagen.
Samstag:
Nach einer gar nicht so schlechten Nacht und einem ausgiebigen Frühstück (und Peters Morgentoilette mit Schaufel) stiegen wir einer Spur folgend das Gössnitztal auf. Auf Höhe des Ostsporns des Roten Knopfs (3281 m) verließen wir die Spur und stiegen dem Sporn/Buckel folgend zum Roten Knopf auf. Auf der Ostschulter (etwa 3000 m) blieben Steffen und Peter zurück, während Vladi und ich weiter Richtung Gipfel aufstiegen. Etwa 100 hm unter dem Gipfel galt es einen steilen Südosthang (>40°) zu queren. Diese Querung, in schon sehr aufgeweichtem Schnee, war mir dann zu heiß und ich kehrte um (3 Stunden, 840 hm). Die Abfahrt über die Südosthänge in das Becken unterhalb des Roten Knopfs war dann das erste Highlight des Tages. Mein zweites war meine Erleichterung währen unserer Mittagspause in dem Becken. Hier konnten wir auch eine Gruppe aus 5 Personen unserer Spur Richtung Rotem Knopf beobachten. Der Weiterweg zur Gößnitzscharte (2732 m) ist vor allem landschaftlich einmalig und der letzte Hang vor der Scharte wies auch noch Pulver auf, so dass ich mich nicht zurückhalten konnte, den Rucksack abstellte und ohne Gewicht am Rücken die Abfahrt genießen konnte. Und weils so schön war gleich noch ein zweites Mal. Vladi hatte die Abfahrt auch mitgenommen und so kamen wir kurz nach Peter und Steffen auf der Scharte an (1½ Stunden, 400 hm). Die Abfahrt durchs Weißenkar ins Debanttal zur Lienzerhütte (1974 m) war recht abwechslungsreich, aber auch nicht ganz schlecht und nachdem wir den Winterraum auf der Hütte gefunden hatten (man muss mit dem AV Schlüssel zum Haupteingang hinein) konnten wir auch noch die verbleibende Nachmittagssonne vor der Hütte genießen. Wie es der Zufall so haben wollte, fanden wir auch noch genau vier Weißbier und so konnten wir entspannen bevor wir den top ausgerüsteten Winterraum (10 sehr geräumige Schlafplätze) inspizierten. Schneeschmelzen konnten wir uns sparen, weil es Schmelzwasser vom Dach gab und mit der großzügigen Küchenausstattung kochten sich die Nudeln an diesem Abend fast von alleine. Dieser Abend war noch besser als der letzte und die Nacht deutlich wärmer als die Nacht zuvor.
Sonntag:
Sonntag Früh begann für mich sogar mit einer richtigen Toilette (man muss dafür zwar einmal ums Haus, aber dafür gibts ein sauberes Plumpsklo) und nach dem Frühstück folgten wir dem recht flachen Debanttal nach Westen. Teilweise nebeneinander stiegen wir zum Gartl auf, wo ich das Spuren zum Schobertörl (2898 m) übernahm. Den eigentlichen Plan, auf den Hochschober zu gehen verwarfen wir, da die letzten Tage bei uns allen leichte Ermüdungserscheinungen zeigten. Die Gruppe, die wir gestern am Roten Knopf gesehen hatten kam hinter uns schnell näher und Steffen konnte ein bisschen mit ihnen reden bevor sie zum Hochschober abbogen. Sie hatten die Nacht auf der Elberfelderhütte verbracht, da ihnen der Hüttenwirt von der Lienzerhütte gesagt hatte, dass sich für die Nacht eine 10er Gruppe angemeldet hatte. Da hatten wir wohl Glück. Glück (oder Können/Wissen um den richtigen Zeitpunkt) hatten wir auch mit unserer Abfahrt vom Roten Knopf, die Gruppe hatte nämlich überfrorenen Sulz und Harsch und nur wenige gute Stellen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Nachdem Vladi und ich am Schobertörl ankamen (3 Stunden, 940 hm), wechselten wir auf Steigeisen und stiegen durch felsdurchsetztes Gelände zum Debantgrat (3055 m) auf (½ Stunde, 160 hm). Nach einem schnellen Abstieg, der Vladi relativ wenig Spaß machte, gings über die pulvrigen Nordwesthänge hinunter. Auch etwas tiefer im Ralftal war der Schnee gar nicht schlecht, wenn man auch ziemlich viel Kraft in den Beinen benötigte. Überraschenderweise hatte ich an diesem Tag damit keinerlei Probleme. Das letzte Stück zur Lesachalm (1818 m) verläuft dann in einem Bachbett und dieses Stück war dann wirklich kein Genuss mehr. Wenig Platz und total zerfahrener Schnee machten uns beiden zu schaffen. Peter und Steffen waren von der Lesachalm direkt den Bachweg nach Lesach und zu Peters Auto abgefahren. Wir stiegen gegenüber wieder einen flachen Forstweg auf (½ Stunde, 60 hm), um dann über eine Rodelbahn nach Oberlesach abzufahren. Zum Glück holten uns die Jungs am Ende des Schnees ab, sonst hätten wir bis Lesach noch einige Kilometer zu Fuß gehen müssen. Unsere Abfahrt muss aber nach den Erzählungen von den Beiden definitiv angenehmer gewesen sein. Mit dem Auto fuhren wir wieder zu unserem Ausgangspunkt, dem Lucknerhaus, wo wir uns verabschiedeten und Vladi und ich vor der Heimfahrt noch etwas essen wollten. Leichter gesagt, als getan. Wegen eines Stromausfalls gabs nämlich außer Kuchen nichts. Also blieb uns nur ein Bier (es gab nicht mal Limo für Radler) zu trinken und dann die Heimreise anzutreten.
Eine sehr schöne Durchquerung mit den Jungs. Ich hoffe, dass sich mit den Dreien bald wieder eine gemeinsame Tour ausgeht, weil so viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr auf einer Tour. Die Schoberrunde hatte 38 km und 3890 hm und wir benötigten dafür 19 Stunden. Vladis Bilder und Berichte gibts auf seinem
Blog.