Karin musste Arbeiten und ich besuchte mit den Kindern meine Schwiegereltern. Das hat Potential für eine gewisse Unentspanntheit, deshalb benötigte ich einen Ausgleich. Früh starten und nicht zu lang, damit ich noch mit den Kindern etwas unternehmen konnte und am besten alleine (Peter musste leider aufs Kind aufpassen und war deshalb für einen frühen Start raus). Wenn einem der Kletterpartner fehlt, bieten sich natürlich Klettersteige an.
Also war der Plan für
Samstag schnell gefasst.
Pidinger Klettersteig, der sollte auch bei schlechter Wettervorhersage gehen, neu war er für mich ja nicht mehr (
2009,
2015). Um kurz nach 4 Uhr strampelte ich mit dem Bike bis zum Abzweig von der Forststraße (1 Stunde, 420 hm). Von dort gings, immer noch im Dunkeln und inzwischen bei strömendem Regen zum Einstieg des Klettersteigs (¼ Stunde, 150 hm). So hatte ich mir das nicht vorgestellt, wobei, doch eigentlich schon. Vorhergesagt war der Regen ja und die trockene erste Stunde empfand ich als glückliche Fügung. Der Regen machte den Kalk im Steig zu einer lustigen Seifenrutschbahn und so musste ich doch an der einen oder anderen Stelle ganz schön zupacken. Wirklich schnell war ich dadurch nicht und in meiner Erinnerung war der Steig auch irgendwie kürzer. Aber was solls, irgendwann kam ich am Ende des Steigs an und spazierte noch die fünf Minuten zum Gipfel hinüber (3 Stunden, 730 hm). Nebel und Wind, da war die Lust auf Pause eher gering und ich stieg sofort zur Steiner Alm und meinem Rad ab (1¼ Stunden). Auch im Abstieg gestalteten sich die Steine als teilweise ganz schön unangenehm rutschig, bloß nicht unkonzentriert werden. Im letzten Abschnitt machte sich dann das Hochgestrample vom Morgen bezahlt, in 10 Minuten gings knieschonend zurück zum Auto.
Der Wetterbericht versprach für
Sonntag superschönes Herbstwetter und somit machte ich mich um Dreiviertel Vier Uhr vom Parkplatz Erichhütte auf zum
Königsjodler. Viel wurde über diesen Klettersteig geschrieben, nicht wegen der Einzelstellen, aber wegen seiner Länge, einer der schwersten Klettersteige der Ostalpen. Der Zustieg zog sich, ich spürte eine Erkältung heranrollen und im Lichtkreis meiner Stirnlampe stolperte ich in Richtung Hochscharte und zuletzt auf Steigspuren zum Einstieg (2¼ Stunden, 960 hm). Selten hatte ich mir so oft überlegt einfach umzukehren und mich wieder ins Bett zu legen. Der Stirnlampentatzelwurm hinter mir näherte sich gefühlt unaufhaltsam und ich kam mir unendlich langsam vor. Trotzdem stieg ich ein. Es begann zu dämmern und nach dem Flower Tower war die Stirnlampe schon fast nicht mehr notwendig. Und plötzlich ging die Sonne auf, was für eine Erlösung. So gings ostseitig in der wärmenden Sonne und westseitig in beißender Kälte weiter zum Mühlbacher Turm, Teufelsturm, Teufelshörndl und wie die ganzen Spitzen heißen. Für den Flying Fox hatte ich sogar an eine Seilrolle gedacht. Ein unangenehmes Gefühl blieb aber, da es kein zusätzliches Sicherungsseil (wie z.B. in
El Chorro) gibt. Unter dem Kematstein machte ich kurz Pause (2 Stunde, 350 hm). Hier hat man gut die Hälfte des Steiges geschafft und die einzige Fluchtmöglichkeit. Aber an Flucht war nicht mehr zu denken, viel zu viel Spaß machte das Auf und Ab und das Balancieren über den Grat. Für einen Klettersteig erinnert das Gekraxle überraschenderweise ziemlich stark an "richtiges" Bergsteigen. Meine Verfolger konnte ich noch nicht sehen, so langsam wie gedacht war ich doch nicht und der Tatzelwurm hatte mich vor dem Einstieg völlig unnötig gestresst. Im zweiten Teil gehts noch anhaltend anstrengend über den Kematstein, den Matras Kopf und auf den Hoher Kopf (1½ Stunden, 350 hm). Und dann ist der Spaß auch schon wieder vorbei. Ein eisiger Wind pfiff über die Übergossene Alm und ich schnaufte unendlich langsam zum Gipfel des Hochkönigs und dem Matras Haus hinauf (½ Stunde, 160 hm). Die ½ Stunde Pause, den Radler und die Suppe hatte ich mir redlich verdient.
Nur wird vom Sitzen der Abstieg nicht weniger und so verabschiedete ich mich und stieg wieder zur Birgkarscharte ab (20 Minuten, 60 hm). Kurz vor der Birgkarscharte begegneten mir die ersten anderen Klettersteiggeher. Das hatte den Vorteil, dass ich alleine im Birgkar abstieg. Wirklich nett ist der ganze Schotter auf Platten im Absturtzgelände nämlich eher nicht, wenn auch noch viele Leute unterwegs sind. Drei Klettersteiggeher stiegen gerade im Notausstieg ab, ansonsten war ich aber alleine. Bis zum Schneefeld unter der Abzweigung zur Hochscharte heißt es ständig konzentriert sein, ein Stolperer wäre fast überall ziemlich ungesund (1½ Stunden, ↓740 hm). Der untere Teil über die Stegmoosalm ist dann noch ein netter Hatscher durch die hochalpinen Vegetationszonen. Und schließlich erreicht man nach ein paar Minuten an der Straße wieder den Ausgangspunkt (1¼ Stunde, 40 hm).
Was für eine tolle Tour, insgesamt 10 Stunden (mit Pause) unterwegs und 1920 hm im Auf- und Abstieg. Genau das Richtige für so einen herbstlichen Wandertag ohne Kletterpartner. Bei Schnee sollte man sich genau überlegen ob man den Abstieg durch das Birgkar wagen soll, je nach Bedingungen könnten Steigeisen oder der Abstieg zum Arthurhaus angeraten sein.