Was für eine Reise. Was für ein schönes Land. Es gibt so viel zu erzählen. Von Erlebnissen, von Eindrücken, von liebenswürdigen Menschen, von Gerüchen und von verschiedenen Geschmäcken. Kurzum ein Land auf das man sich zwar einlassen muss, das aber umso mehr zurückgibt. Was wir jetzt schon sagen können, es war nicht das letzte Mal für uns, dass wir Marokko bereist haben. Für die schöne Zeit:
Merci beaucoup - Shukran - Tanmirt
Unsere ganze Reise begann ein bisschen mit einer Schnapsidee, die große Frage war, was sollten wir denn über Pfingsten machen. Marokko stand nach unserem Turboschaden in Portugal noch aus und eine Freundin hatte sich über Weihnachten dort einen Camper gemietet, also warum nicht einfach mal Flüge buchen…wohin, keine Ahnung, nehmen wir doch Marrakesch, der Rest würde sich schon geben. Eine Woche vor dem Abflug erinnerten wir uns, dass wir uns vielleicht doch Gedanken wegen der Reise machen sollten. Wieder sehr kurzentschlossen mietete ich einen Camper bei ZigZag Camper. Für ein Air BnB in Marrakesch hatte Karin gesorgt und so saßen wir am Pfingstsonntagmorgen in unserem Flieger nach Brüssel. Das Chaos dort nahmen wir mit stoischem Gleichmut (eine gute Übung) und da unser Weiterflug sowieso verspätet war, kam erst gar kein Stress auf (auch wenn der Flughafen von Brüssel wirklich das aller Letzte ist). Umso besser dann der Flug nach Marrakesch, danke an die Piloten für das magische Erlebnis.
Die Ankunft in Marrakesch erinnerte uns sehr an unsere Ankunft in Islamabad vor elf Jahren. Und das beste daran, alles funktioniert wie geschmiert, ohne Probleme kamen wir in die Medina und fanden uns um zehn Uhr abends in dem quirligen Tumult der Altstadt Marrakeschs. Was für Eindrücke, was für Leben, was für eine Möglichkeit unseren Kindern so direkt und hautnah andere Kulturen zeigen zu können. Zwei weitere Tage verbrachten wir hier in den engen, stinkenden, bunten, lebendigen und schmutzigen Gassen. Neben den Suks sahen wir uns die Gerbereien, den Jamaa El Fna (der Platz der Geköpften mit seinen Schlangenbeschwörern, Händlern und Musikanten), aber auch die Mederssa Ben Youssef (fast so schön wie die Alhambra) und den Jardin Secret an.
Am Mittwoch hieß es dann aber Marrakesch den Rücken kehren, wir waren wieder bereit um „on the road“ zu sein. Etwas nördlich von Marrakesch übernahmen wir den, für uns super luxuriösen und riesigen, Camper und stürzten uns damit ins Getümmel der Ausfalls- und Umfahrungsstraßen von Marrakesch. Ein Vergnügen das mich mit Sicherheit um Jahre altern ließ und für eine ständigen Puls von 180 sorgte. Aber auch dieser Abschnitt, sowie das Auffüllen unserer Vorräte, gelang uns ohne Probleme und so steuerten wir unser erstes Ziel, Ouzoud, an. Ein schönes Fleckchen und wenn man, so wie wir, früh genug dran ist, ist nicht nur die Temperatur erträglich, sondern man ist auch fast allein (2 Stunden, 350 hm, 5 km). Trotz des dreckigen Wassers, ließ ich mir eine Runde Schwimmern nicht nehmen. Schlucken sollte man das Wasser dort aber definitiv nicht (es sei denn man steht auf Durchfall). Paul war den ganzen Morgen schon schlapp und klagte über Ohrenschmerzen, offensichtlich hatte er sich in einem der Pools der letzten Tage einen Keim eingefangen. So brachte uns eine gut 2 Stunden Fahrt ins nächste Krankenhaus, nach Beni Mellal. Eine Notaufnahme in Marokko ist schon spannend und eine Erfahrung auf die zumindest Paul gerne verzichtet hätte. Der Arzt war äußerst zuvorkommend und ziemlich erpicht darauf uns so schnell wie möglich wieder los zu werden (aber im guten Sinne). Unser Glück, so konnten wir nach zehn Minuten eine Tüte voller Antibiotika in einer Apotheke abholen und unsere Reise fortsetzen. Durch den Atlas bei Ilmichil (mit einem wunderschönen See) zum Col du Tirherhouzine (2709 m) wo wir eine kleine Wanderung auf einen namenlosen 3000er unternahmen (2 Stunden, 500 hm, 6 km). Vom Pass ging es hinunter bis durch die Todhra-Schlucht und nach Tinghir. Im kleinen versteckten Paradies des Camping Le Lac blieben wir gleich zwei Nächte, um in der Todhra-Schlucht klettern zu gehen. Am oberen Schluchtende gibt es einen Klettersteig (2 Stunden, 100 hm) der ganz nett ist um sich an den Fels zu gewöhnen. In der Schlucht wehte eine angenehmer Wind, so dass man auch bei über 30°C ohne weiters klettern konnte. Touren gibt es jede Menge, der Fels ist super fest, die Touren gut abgesichert und wir waren die einzigen Kletterer in der Schlucht. Nach einer kleinen Morgenwanderung am nächsten Morgen in der Palmeraie de Tinghir (1 Stunde), fuhren wir nach Merzouga, zur Erg Chebbi eines der beiden Sanddünenfelder Marokkos (und ja, das ist alles die Sahara). Auf dem Weg besichtigten wir ein antikes Oasenbewässerungssystem, ziemlich beeindruckend. Zum Sonnenaufgang ritten wir mit Kamelen in die Erg hinein und wanderten auf eine der hohen Dünen (2 Stunden, 200 hm, 4 km). Nie hätte ich es mir träumen lassen, dass wir mal in der Sahara wandern würden.
Von Merzouga gings zurück in die Gegend um Tinghir, um genau zu sein in die Dades-Schlucht. Die Nacht in Ait Oudinar war endlich etwas kühler als die Nächte zuvor (was an der Höhe von knapp 1700 m lag) und Ibrahim war der wahrscheinlich beste Gastgeber auf unserer Reise. Er gab uns auch noch den Tipp durchs Vallee du Rose zu unserem nächsten Ziel, Aït-Ben-Haddou, zu fahren. Aït-Ben-Haddou ist die besterhaltenste Ksar Marokkos und seit den 80er-Jahren UNESCO Weltkulturerbe. Besichtigen kann man diese Lehmstadt solange es hell ist und so konnten wir am Abend fast alleine durch die Gassen spazieren. Es wundert nicht warum diese Stadt als Kulisse für jede Menge Filme diente.
Der letzter Abschnitt der Reise führte uns wieder in den Hohen Atlas. Über den Tizi n‘Tichka (2260 m) querten wir diesen auf die Nordseite immer auf Marrakesch zu. Kurz vor Marrakesch kehrten wir wieder zum Atlas um und fuhren durch das Ourika-Tal und weiter bis nach Oukaïmeden hinauf. Dieser höchste Skiort Marokkos bietet ein ziemlich großes Bouldergebiet. Zum Bouldern kamen wir zwar nicht mehr, aber die angenehme Kühle des Hochgebirges (immerhin übernachteten wir auf ca. 2400 m im Park Oukaïmeden) verschaffte uns eine wunderbare Nacht, bevor wir wieder in die Hitze Marrakeschs zurückkehrten. Das Durchqueren Marrakeschs sorgte wieder für Bluthochdruck, aber wie schon zwei Wochen zuvor gelang es ohne größere Probleme und zur Freude unserer Kids verbrachten wir noch einen ganzen Nachmittag am Pool des Le Relais de Marrakesch, wo wir unseren fahrbaren Untersatz nach 1553 km wieder zurück brachten. Das negativ Highlight, auch auf dem Rückflug, war wieder der Flughafen von Brüssel. Wenn man schon eine inkompetente Organisation hat, dann ist es natürlich immer eine gute Idee unfreundliche Mitarbeiter zu beschäftigen...kurzzeitig wäre beinahe meine innere Ruhe gestört worden, aber nur beinahe. Und so kamen wir schließlich und endlich nach einem Durchstarten in München (die Maschine vor uns war wohl zu langsam von der Piste gerollt) wieder zu Hause an. Das Ende eines unvergleichlichen Urlaubs.