Freitag, August 03, 2018

Super Zeit in der Eisenzeit - 02.08.2018

Im Moment habe ich ein kleines Problem, gutes Wetter, aber meistens niemanden der mit mir irgend einen Schwachsinn am Berg veranstaltet. Alleine unterwegs bin ich zwar gerne, aber einfach nur Wandern ist nun mal nicht so meine Sache. Und genau da wird die Sache schon schwieriger, nämlich eine gute Tour zu finden. Vor drei Wochen stand ich vor dem gleichen Dilemma und hatte schließlich einen tollen Tag am Jubiläumsgrat. Dieses Mal trieb es mich an die schattige Nordseite der Zugspitze, zur Eisenzeit. Viel hatte ich schon gehört über die Tour, sie sollte wohl die "Eigernordwand light" sein. Es gibt auch ein sehr nettes Video vom BR dazu. Allem voran, mit dem Eiger hat die Tour überhaupt nichts zu tun, das Prädikat kann nur jemand vergeben haben der noch nichts am Eiger gemacht hat. Groß ist die Wand schon und lang ist die Tour auch und bei schlechtem Wetter kanns sicher auch sehr schnell sehr unangenehm werden, wenn die Tourenplanung aber passt, dann ist es einfach nur eine schöne Wanderung, unterbrochen von etwas anregender Kraxelei. Einen Ticken schwerer als der Jubiläumsgrat oder die Watzmann-Ostwand (Berchtesgadenerweg) aber dafür auch deutlich kürzer (die Wand ohne Zustieg).
Donnerstag quälte ich mich um 3 Uhr aus dem Bett, es waren immerhin gegen späteren Nachmittag Gewitter angesagt. Als ich um ½ 6 Uhr am Eibseeparkplatz einbog, war es noch stockfinster. Auch der noch fast volle Mond konnte nur wenig daran ändern, der versteckte sich nämlich hinter Wolken, die rund um die Zugspitze festsaßen. Na toll, das war irgendwie besser vorhergesagt. Langsam wanderte ich den Weg durch den Wald zur Station Riffelriss hinauf und im immer besseren Licht konnte ich zumindest den unteren Teil der Tour bald sehen. Ein Band führt entlang einer dunklen Felsschichtung durch die kompakte Wand bis zum Gamseck. Den Weg sollte ich schon finden und falls es darüber zu neblig für die Orientierung sein sollte, konnte ich ja immer noch umdrehen. Den Einstieg bei der Sprengbahn fand ich ohne Problem, zum einen wegen der recht guten Beschreibung bei bergsteigen.at, zum anderen aber auch wegen der sehr ausgeprägten Steigspuren (1¾ Stunde, 880 hm). Ab hier folgt man den Spuren des Erbauersteigs der Zahnradbahn, verlaufen unmöglich. Gerade im unteren Teil zeigte sich, dass der Nebel ganze Arbeit geleistet hatte und das feuchtes Gras/Schotter definitiv zum Aufpassen war. Auf der Harakiri Leiter war dann der Name Programm, vorsichtiges belasten ist ratsam und wenn man zu Zweit ist sollte man auf jeden Fall sichern. Man kann sich dann oben angekommen, ansehen woran die Leiter NOCH hängt. Im Nebel gings schnell bergauf und so stand ich schon an der brüchigen Kletterpassage unter der Nische. Dies hatte ich mir als Marke gesetzt, sollte ich Probleme haben, würde ich umkehren, da der Rückzug von hier unproblematisch ist. Aber siehe da, so brüchig ist es auch wieder nicht und ein leichter IVer auch nicht. Noch eine Leiter hinauf und eine hinunter und man ist am Stollenloch IV, welches das Ende des untereren Teils bedeutet (1 Stunde, 470 hm). Bis hierhin lief ja gar nicht so schlecht und der Nebel hatte bei der Wegfindung kaum gestört. Gerade als ich mir Gedanke wegen des Nebels und dem zweiten Teil der Tour machen wollte, riss es über mir auf und ich konnte nicht nur den Gipfel der Zugspitze sondern auch die erste Gondel vorbeifahren sehen.
Von nun an ändert sich der Charakter der Tour etwas. Den Steig mit den Uraltsicherungen gibt es nicht mehr, dafür immer wieder Wegweiser (aka Bohrhaken mit einer farbigen Schlinge) zur Orientierung. Der Weg sucht sich immer die Schwachstellen der Wand und die Kletterei zwischendurch ist nie schwer aber immer ganz nett. In regelmäßigen Abständen fährt die Eibseebahn vorbei und der ein oder andere aufmerksame Tourist entdeckte mich sogar und winkte mir zu. Gerade wenn die Kletterei (wegen dem dann festen Fels) am meisten Spaß macht, ist die Tour leider auch schon zu Ende und man steht neben dem Finger am Nordgrat der Zugspitze (1 Stunde, 330 hm). Zum ersten Mal an diesem Tag blinzle ich in die Sonne, ein Juchezer entkommt mir und ich fühle mich rundum glücklich. Was für eine Tour, was für ein Tag.
Der Abseilstand ist schnell gefunden und wenn wir so einen Halbseilstrang schon mitgeschleppt haben, wir er jetzt gefälligst auch benutzt! Unter zwei Mal geht es auf den Höllentalsteig (¼ Stunde). Abklettern über die feste Rippe sollte auch gehen und hat nicht schwerer als III ausgesehen. Von der Rinne (orographisch rechts) sollte man sich aber fernhalten, da das lose Material die Klettersteiggeher darunter massiv gefährdet! Nun folgte noch die Pflicht in der sengenden Sonne, Höllentalklettersteig bis auf den höchsten Punkt Deutschlands, diesmal mit mehr Sicht als beim letzten Mal (½ Stunde, 320 hm). Eine kurze Rundumschau, ein paar Fotos und ich verdrücke mich zur Seilbahn, den Abstieg schenke ich mir heute. Die Talfahrt ist zwar schweineteuer (33€!), aber auch sehr eindrucksvoll. Es ist schön die anderen Fahrgäste zu sehen, jeder hat einen anderen Grund hier oben gewesen zu sein und jeder ist irgendwie zufrieden mit sich, da wage ich es nicht über den Sinn und Unsinn der neuen Seilbahn zu Urteilen. Und so endet die Tour fünf Stunden nach meinem Aufbruch wieder am Auto (Parkgebühr 14€!). Eine eindrucksvolle Tour in großer Wand, bei fast perfekten Bedingungen einfach ein Genuss. So konnte ich sogar noch ein paar Stunden in der Arbeit vorbei sehen und danach rechtzeitig mit Karin und den Kindern ins Freibad, perfekte Ausnutzung so eines schönen Sommertags.
2018_08_02_Eisenzeit