Wo beginnt man bei so einer Reise zu erzählen? Vielleicht am Anfang, wobei der war wie bei jeder Reise....lang und anstrengend.
Donnerstag Vormittag gings von München über Toronto nach San Francisco und von dort mit unserem Mietauto (Jeep Grand Cherokee) nach Novato zu Bettina und Markus. Dort wartete dann auch schon unser Bishop Boulderführer und unser neues Crashpad auf uns. Nach einem Abstecher zum Stinston Beach bei Nebel und Nieselregen war unser nächster Stop dann Vallejo bei Karin mit der wir beim "Winetasting" in Napa waren.
Die eigentliche Geschichte begann dann aber erst mit unserer Fahrt ins Yosemite.
Sonntag 06.06. - Yosemite Valley:
Nach einer eher ereignislosen Fahrt ins Yosemite Valley holten wir uns im Yosemite Village unser Wilderniss Permit für die Woche ab und auf dem Weg zum Backpackers Camping gabs dann die erste Überraschung. Überschwemmung der Brücke zum Camping und deshalb ein Umweg um überhaupt hin zu gelangen. Auf diesem trafen wir dann auch gleich auf eine Northern Pacific Rattlesnake und nach dem wir uns von dem Schreck erholt hatten, kam uns dann noch ein Bär aus dem Backpackers Camp entgegen. Das hatte dann ja schon mal gut begonnen und auch das Bouldern im Curry Village hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Außer New Deli Line (V0) und Kevin's Travers (V0) ging praktisch nichts (naja Zorro (V4) der Start aber das V2 Ende war mir dann doch etwas zu hoch).
Montag 07.06. - Yosemite Falls:
Der Jetlag half uns wie die Tage davor früh aufzustehen und so gings im ersten Morgenlicht zum Camp 4 und von dort zum oberen Ende der Yosemite Falls. Etwas nach hinten versetzt bauten wir unser Zelt auf und verbrachten den Nachmittag damit den Yosemite Point, Lost Arrow und die Fälle zu erkunden. Auf dem Weg zum El Capitan versanken wir dann zum ersten Mal in dieser Woche im Schnee und knapp vor dem Eagle Peak beschlossen wir umzukehren damit wir uns nicht zu sehr verausgabten (naja wir hatten ja schließlich schon gut über 1000 hm mit dem schweren Gepäck in den Beinen). Von den vielen Tagestouristen war bei unserem Abendessen auf der Aussichtsplattform über den Fällen dann nichts mehr zu merken und auch die paar anderen Zelte verteilten sich, so dass man eigentlich niemanden mehr begegnete.
Dienstag 08.06. - North Dome/Indian Rock
Von den Yosemite Falls gings weiter zum North Dome und von dort aus in brütender Mittagshitze auf den Indian Rock (dort spendierten uns Marcus und Patrick ein paar Nüsse und Schokolade weil wir anscheinend so beschissen aussahen). Den Weg zum Snow Creek kürzten wir dann mit einem Querfeldeinabstieg direkt zur Brücke runter ab und so konnten wir noch bis zu einem Joch hinter dem Mount Watkins aufsteigen, wo wir dann unser Zelt aufstellten. Die Nacht war für uns beide etwas unruhig, da wir direkt neben unserem Zelt Bärenspuren im Schnee gefunden hatten und somit war jedes Geräusch aus dem Wald für uns ein Bär.
Mittwoch 09.06. - Tenaya Lake:
Auch die unruhigste Nacht geht vorbei uns so starteten wir wenig erholt Richtung Olmsted Point an der Tioga Road. Gleich am Morgen überraschte uns dann noch ein Kolibri, der rund um uns herum flog. Bis zum Olmstet Point mussten wir uns durch viel Schnee kämpfen und so wählten wir die Passstraße zum Tenaya Lake um unsere Füße wieder etwas zu trocknen. Am Tenaya dann die Ernüchterung, durch den vielen Schnee und das viele Wasser im Tenaya Creek ist ein überqueren des selbigen unmöglich (ja ich habs probiert und ja es war kalt und ja ich bin umgekehrt als mir das Wasser bis an die Oberschenkel reichte und nein das war noch bei Weiten nicht die tiefste Stelle). Nach einem weiteren 1/2 Tag Suche nach einem Überweg dann die Entscheidung nicht über Clouds Rest zum Half Dome zu gehen, sondern über den Snow Creek ins Valley abzusteigen und von dort übers Little Yosemite Valley aufzusteigen. Gesagt getan wir campten also auf einem kleinen Dome direkt 800 hm über dem Mirror Lake und gegenüber des Half Domes. In der Nacht gabs dann einen riesen Krach und ein Teil eines Eisfeldes auf der Nordschulter des Half Dome ist abgebrochen und in den Tenaya Canyon gestürzt.
Donnerstag 10.06. - Half Dome:
Frühmorgendlicher Abstieg zum Mirror Lake und dann mit tausenden Touristen über den Mist Trail zum Vernal Fall. Dann erst mal eine Stunde Trockenpause, weil der Weg doch wirklich seinem Namen gerecht wurde. Getrocknet und gestärkt gings dann am Nevada Fall vorbei ins Little Yosemite Valley wo wir erst mal Mittagspause machten und uns über unsere weiteren Pläne klar werden mussten. Die waren dann weiter aufzusteigen bis in den Sattel zwischen Half und Quarter Domes, dort zu campen und zum Sonnenuntergang noch den Gipfel des Half Dome zu besuchen. Nach kurzer Suche fanden wir auch unseren perfekten Lagerplatz und der Aufstieg ohne Gepäck war dann kaum der Rede wert. Die letzten 150 hm zum Gipfel sind mit Stahlseilen gesichert, die normalerweise auf Stahlstangen geführt sind. Normalerweise, im Winter sind diese nämlich abgebaut und so liegen die Seile verankert am Boden und man muss sie bei jedem Schritt mühsam aufheben. Trotzdem kein Problem und so können wir auf dem Gipfel ohne dem normalerweise herrschenden Andrang noch Kletterer beobachten wie sie in den letzten Metern zum Gipfel sind. Unseren guten Beef Jerkey hat uns ein fetter Rabe am Gipfel aus dem Rucksack geklaut und so gabs erst auf der Schulter unser Abendessen und im letzten Abendlicht den Abstieg zu unserem Zelt.
Freitag 11.06. - Abstieg Valley/Bouldern Camp 4:
Um nicht wieder total nass zu werden wie beim Aufstieg wählten wir zum Abstieg den John Muir Trail vorbei am Nevada und Vernal Fall, bezogen im Valley wieder den Backpackers Campground und freuten uns über unseren ersten Burger seit Tagen. So gestärkt gings dann zum Bouldern ins Camp 4, wo wir Christ und Lonnie aus Mammoth trafen und mit ihnen ein wenig am Wine Boulder (Millis Mantel V2) und Cocain Corner (V5, leider nicht ganz geschaft, aber es war knapp) boulderten. Lonnie zeigte uns dann wie man Midnight Lightning (V8) und
Moffat Start (V10) bouldern muss und in einem Versuch kam ich bei Midnight Lightning sogar bis zum dritten Griff (das Ding ist wirklich härter als ich dachte, naja V8 halt). Ein absolut genialer Boulder Tag.
Samstag 12.06. - Glacier Point/Tulomne Grove/Tioga Pass/Buttermilk Country:
Nachdem es im Yosemite durch das Wochenende immer voller wurde, kehrten wir diesem wunderschönen Tal recht früh den Rücken (natürlich erst nachdem wir es uns noch mal vom Glacier Point aus angesehen hatten) und bestaunten im Tulomne Grove die Giant Sequoias. Unsere Fahrt führte uns über den Tioga Pass zum Mono Lake und vorbei an Mammoth nach Bishop. In Bishop angekommen scharrte ich schon mit den Fingern um endlich in die Buttermilks zu kommen und den grobkörnigen Granit von Bishop mit eigene Fingern zu spüren. Die Dirt Road ins Gebiet meisterte unser Jeep ohne Probleme und so verbrachten wir den ganzen Abend an den Birthday Bouldern (immerhin knappe 10 Sekunden Zustieg). Aber auch dieser Abend zeigte schon, bouldern unter Tags war nicht möglich, erst am späteren Nachmittag waren die Temperaturen angenehm genug um zu klettern.
Sonntag 13.06. - Mammoth:
Wenn es untertags zu heiß zum Bouldern ist, was könnte man dann tun? Genau Skifahren in Mammoth Mountain, einfach geniales Firnskifahren und das bis zum 4. Juli. Als um 14 Uhr dann die Lifte dicht machten gings weiter zu den Dreamers am Sherwin Plateau (etwa 3000 Fuß höher als Bishop und dementsprechend kühler). Und nach der nachmittäglichen Abkühlung dann zu den Sad Boulders in den Vulcanic Tablelands. Wieder ein sehr ausgefüllter Tag an dem wir am Abend wieder wie tot ins Bett fielen.
Montag 14.06. - Buttermilks:
Auch wenn der Vorsatz früh aufstehen und in die Happies fahren war, blieben wir bis 11 Uhr liegen und genossen es ausnahmsweise ein Bett zu haben. Da es um die Zeit dann bei weitem zu heiß zum Bouldern war erkundeten wir die High Sierra von Bishop aus und um 16 Uhr stiegen wir voller Tatendrang zu den Bardini Boulders auf um uns "This side of Paradise" (V10) anzusehen. Im Film hat der Block nicht SOOOOO groß und nicht SOOOOO überhängend ausgesehen, in Franken wäre das schon beinahe eine lange Route. Die ersten paar Züge sind aber recht einfach, weshalb es doch relativ viel Spaß machte sich Griff für Griff an die Crux heran zu tasten (nein ich bin nicht mal annähernd an die Schlüsselstelle in ca 7-8 m heran gekommen). Den Abend verbrachten wir dann am "Flying Boy" wo wir dann auch campten und einen Wahnsinns Sternenhimmel hatten.
Dienstag 15.06. - Buttermilks/Tioga/San Francisco:
Morgensonne an den Blöcken, was will man mehr und als es nach 2 Stunden zu heiß wurde brachen wir langsam auf, um die Strecke über den Tioga Pass zurück nach San Francisco hinter uns zu bringen. Gegen 16 Uhr brachten wir dann unser Auto zurück und dann gings mit Nora und Stefan zu einem netten Koreaner zum Abendessen.
Wie gings dann noch weiter? Naja so wie sich das gehört. Radtour durch San Francisco mit allen wichtigen Sehenswürdigkeiten und weiter über die Golden Gate nach Sausalitos und mit der Fähre zurück. Cable Car fahren und den letzten Tag einfach noch mal so richtig genießen.
Danke noch mal an Bettina und Markus für die Unterkunft in Novato, Karin danke für die netten Abende in Vallejo und Nora und Stefan, vielen vielen Dank für die Couch in San Francisco. Es war ein super Urlaub, der leider wie so oft einfach viel zu schnell vorbei war.