Zu Karins Geburtstag wollten wir dieses Jahr wieder etwas Besonderes unternehmen. Karin wünschte sich ein Biwak in den Bergen, ich dachte an eine schöne Kletterei, da hätte sich der Blassengrat angeboten. Nachdem für das Wetterstein Gewitter gemeldet waren, musste ich mir aber eine Alternative zum Blassengrat ausdenken. Zum Glück hab ich ja noch viele schöne Touren offen und so fiel die Entscheidung auf den Kopftörlgrat. Laut Führer der schönste Gratanstieg dieser Schwierigkeit in den Ostalpen, na das soll ja was heißen. Sonntag Abend stiegen wir zur Gruttenhütte (1½ Stunden, ↑520 hm) und weiter aufs Kopftörl auf (1¼ Stunden, ↑450 hm). Die Nacht war zum Teil sternenklar und für ein Biwak ausgesprochen bequem.
Montag starteten wir dann zum Sonnenaufgang in den ersten Teil des Grats. Über steiles Gehgelände gings leicht auf und ab in die Einschartung zwischen erstem und zweitem Gratturm. Von da an hieß es dann Kraxeln und für Karin das Seil aus dem Rucksack nehmen, a weng ausgesetzt ist es nämlich schon immer wieder. An einigen Stellen und Ständen gibt es Klebehaken, ein paar Normalhaken und auch sonst finden sich viele gute Köpferl, da ist man gar nicht gezwungen Keile zu legen. Die Linie findet sich immer logisch und so gabs nur einen kurzen, ziemlich brüchigen, Verhauer am Kaputzenturm, wo man wohl besser kurz rauf und dann nördlich herum klettert, anstatt leicht abzusteigen und eine tiefe Querung in unangenehmen Bruch zu vollführen. Der Fels ist mit Ausnahme am Kaputzenturm schön fest und wenn man am Gipfel des Ellmauer Halts steht, ist es fast schade, dass die Kletterei schon vorbei ist (5¼ Stunden, ↑450 hm, ↓150 hm). Am Gipfel bekam Karin ihre Geschenke und eine Schokolade mit Kerze sowie einem Ständchen, wobei sie auf den schrägen Gesang ihres Mannes wahrscheinlich verzichten hätte können.
Der Abstieg führt über den Gamsängersteig zurück zur Gruttenhütte (1¾ Stunden, ↓700 hm), wo wir uns Suppe und Skiwasser schmecken ließen. Der Steig ist zum Teil versichert und ganz nett, dürfte durch das viele lose Material aber den reinen Klettersteiggeher weniger freuen. Im Abstieg sahen wir auf einer Rippe unterhalb des Notabstiegs zwei Halbseile gespannt hängen, etwas seltsam, da Halbseile normalerweise nicht als Fixseile benutzt werden. Die Hüttenwirtin versprach dem aber nachzugehen. Nach einer ¾ Stunde Pause hieß es dann in der sengenden Sonne zur Wochenbrunner Alm abzusteigen (¾ Stunde, ↓520 hm), wo unsere fahrende Sauna auf uns wartete.
Ein super schöner Abend und Tag mit meiner liebsten Bergpartnerin und eine wunderschöne Tour, die einen guten Ticken alpiner ist als z.B. die Lamsenspitze NO-Kante und um einiges schwerer und ausgesetzter als ein Jubi-Grat oder eine Eisenzeit.
2018_08_20_Kopftoerlgrat |