Nach längerer Zeit schafften wir es endlich wieder mal ins BGL. Den Samstagvormittag wollte ich eigentlich beim Surfen am Almkanal verbringen, leider war wegen eines Unwetters am Freitagabend Niedrigpegel am Kraftwerk und somit die Welle nicht finnenschonend surfbar. Also gings nach ein paar Versuchen wieder recht schnell zurück. So hatten wir viel Zeit für ein ausgedehntes Mittagessen am Weinfest in Bischofswiesen. Damit wir aber zumindest ein bisschen Bewegung bekommen, packten wir Paul ein und fuhren zum Königssee, um den Grünstein Klettersteig zu gehen.
Nach dem Zustieg (½ Stunde, 250 hm), vorbei an der schwer beschädigten Rodelbahn, stiegen Paul und ich in die Hotelroute (D) ein, während Karin den Isidorsteig (C) nahm. Vor dem Klammerwandl querte Paul über die Seilbrücke zu Karin in den Isidorsteig und ich traf die beiden wieder nach der Hängebrücke. Lange Pausen machten wir nicht, da das Wetter etwas instabil war und wir kein Gewitter im Steig riskieren wollten. Kurz vor dem Gipfel trennten wir uns nochmal. Karin und Paul über den Gipfelgrat, während ich mich noch in die Gipfelwand (E) hängte (2 Stunden, 450 hm). Die Gewitter am Kalter- und am Watzmannstock erwischten uns zum Glück nicht und so konnten wir sogar den Abstieg trocken hinter uns bringen (1¾ Stunden). Nicht aber ohne einer kleinen Pause an der Grünsteinhütte. Die Wirtsleute boten Paul gleich einen Sommerjob an, weil er beim Abräumen so brav half. Und eine kleine Anekdote vom Gipfel gibt es auch noch. Dort machte ein Wanderer Fotos von uns und Paul meinte zu uns: "der sieht aber aus wie Harry Potter". Das hatte er wohl gehört und musste es sofort seinem Spezl erzählen, mit dem Zusatz: "wie geil ist das denn". Schön wenn jemand so etwas mit Humor nimmt bzw. man jemandem so einfach eine Freude machen kann.
Sonntagvormittag wanderten wir alle gemeinsam, diesmal an der Reiter Alm. Vom Wachterl folgten wir dem Wachterlsteig bis zu unserem eigentlichen Ziel, dem nicht markierten Eingeschossenen Steig. Der Steig zweigt recht unscheinbar ab und führt dann schattig durch den steilen Wald. Unterhalb eines Felsriegels gewinnt man stetig Höhe auf freien Wiesenflächen, bis man zum eigentlichen Eingeschossenen Steig kommt. Die versicherte Querung durch den Felsriegel unterhalb des Baumgartes sieht im ersten Moment schlimmer aus als sie ist. Die Felsen sind zwar durch das rinnenden Wasser etwas rutschig, zur Not hat man aber ein solides Stahlseil, um sich festzuhalten. Am Beginn des Baumgartens drehten wir um (1 Stunde, 350 hm), da wir zum Mittagessen im Wachterl verabredet waren. Da der Steig im Gesamten relativ feucht war, dauerte auch der Abstieg seine Zeit und kostete noch einiges an Konzentration (1 Stunde). Aber schließlich konnten wir uns ohne Blessuren das Mittagessen schmecken lassen. Ein sehr netter "vergessener" Steig im Berchtesgadener Land.
2022_07_31_EingeschossenerSteig |