Trotz schlechter Wettervorhersage beschlossen wir ein paar Tage im Berchtesgadener Land zu verbringen. Nachdem ich mein Homeoffice am Freitag hinter mich gebracht hatte, fuhren wir mit den Kindern am Nachmittag in den Pumppark nach Viehofen, wieder geöffnete Grenzen machen es möglich. Vor dem Dunkelwerden strampelten Karin und ich noch eine Runde auf den Götschen, inklusive netter Trailabfahrt (2½ Stunden, 700 hm, 13 km).
Samstag besuchten wir mit den Kindern Franz auf der Büchsenalm. Vorgenommen haben wir uns diesen Besuch schon seit Jahren, aber erst jetzt klappte es. Von Hinterbrand radelten wir die Forststraße am Beschneiungssee vorbei zur Königsbachalm und weiter zur Büchsenalm (1¼ Stunden, 250 hm, 6 km). Nach einer Brotzeit, Sonnenbaden und Mankei-Jagen machten wir uns wieder auf den Rückweg, diesmal über den "Wanderweg" und die Mittelstation (50 Minuten, 150 hm, 5,5 km). Ein schöner Ausflug bei sonnigem, heißem Wetter, viel besser als vorhergesagt.
Sonntag hatte dann leider Peter keine Zeit für mich, ich wollte das Vormittagswetterfenster aber trotzdem nutzen um (für mich) neue Steige zu erkunden. Das Jagawiesl in der Göll Westwand kann man auf so einem (mir noch unbekannten) Steig erreichen. Ich verzichte hier auf die Beschreibung der Wegführung, da der Weg im AV-Führer Berchtesgaden und an mehreren Stellen im Internet beschrieben ist. Trittsicherheit und eine gehörige Portion alpine Wegfindung sollte man allerdings schon mitbringen, dann findet man den Weg über Bänder, Rinnen und Schrofen aber eigentlich ganz gut. Trotz Regens in der Nacht war der Weg nicht übertrieben rutschig und Schnee lag nur im Schuttkessel unter dem Jagawiesl. Aus diesem Grund nahm ich auch vom Kamin (Schlüsselstelle, III) Abstand und erreichte das Jagawiesl ohne Schneeberührung direkt über die nassen, brüchigen Schrofen neben dem Kamin (Scharitzkehl zum Jagawiesl: 3 Stunden, ↑850 hm, ↓↓60 hm). Am Weg weiter zur Gölleiten musste ich noch hie und da einen Durchschlupf durch die Latschen finden, die Schwierigkeiten lagen aber hinter mir und so erreichte ich problemlos den Abzweig zum Schustersteig (1 Stunde, ↑450 hm). Von dort ist der Weg zum Gipfel nur noch Formsache (½ Stunde, ↑210 hm) und so konnte ich bald eine ausgedehnte, sonnige Rast am Gipfel machen. Der Abstieg Richtung Mannlgrat gestaltete sich dann aber recht interessant. Bei dem seilversicherten Abschwung/Kamin kurz vor der Mannlscharte war (wie beim letzten Mal auch) ein dickes, steiles Schneefeld. Das Abklettern war die unangenehmste Stelle der ganzen Tour, vor allem mit dem Wissen, dass vier Tage zuvor auf der Schusterroute ein Bergsteiger in einem Altschneefeld tödlich abgestürzt war. Beim Abklettern verschluckte mich dann der aufziehende Nebel und so brachte ich das Auf und Ab am Grat möglichst schnell hinter mich (1¾ Stunden, ↑100 hm, ↓750 hm). Trotz dichtem Nebel fand ich die Abzweigung zum Steften Steig ohne Probleme, was ich über den Steig selbst nicht sagen konnte. Nach einem Verhauer und ziemlich vorsichtigem Absteigen, da es nass und rutschig war, kam ich im Endstal an. Die Abzweigung in den Jagawieslsteig, die ich sieben Stunden zuvor genommen hatte, konnte ich beim besten Willen in dieser Suppe nicht mehr finden. Und so war ich froh heil am Auto angekommen zu sein, bevor es endgültig zu schütten begann (1½ Stunden, ↓800 hm). Eine sehr coole Tour, wobei ich mir den Jagawieslsteig als Abstieg von einer der Westwandtouren als eher unangenehm vorstelle.