Donnerstag, Juli 24, 2025

Ein Pause-Klassiker mit dem Tommi - Kleiner Lafatscher NO-Verschneidung - 22.07.2025

Jamie, Tommi und die Kids urlauben im Moment in Tirol, also war klar, Tommi und ich müssen uns einen Tag freinehmen, um unsere Schmach aus dem Yosemite auszubügeln. Die Idee war recht schnell geboren: Lafatscher NO-Verschneidung (10 SL, UIAA 6). Immerhin eine „Pause-Tour“ und trotz Sanierung an den Ständen, immer noch ein großes alpines Abenteuer. Alpenvereinaktiv schreibt immerhin: „Die Riesenverschneidung ist bis auf die Standplätze ganz klar das Gegenteil von Plaisir.“ Für Dienstag sah das Wetter ganz brauchbar aus, einzig war nur nicht klar, ob die Verschneidung auch trocken sein würde, da es Montag noch geschüttet hatte. Spoiler: unten wars ein wenig feucht, oben aber trocken genug.

So trafen wir uns in der Früh in Kolsass und fuhren gemeinsam zum Parkplatz Halltal. Dort starteten wir kurz nach 6 Uhr mit den Bikes durchs Halltal bis zum Issanger (1 Stunde, 870 hm, 4 km). Wir waren froh, dass Tommi sich das E-Bike seines Vaters ausgeliehen hatte. So gings mit Abschleppleine kommod hinauf, auch wenn man trotzdem ordentlich treten musste, dieses Halltal ist ganz schön steil. An der Abzweigung zum Stempeljoch ließen wir die Bikes stehen und wanderten zum Lafatscherjoch hinauf (1 Stunde, 450 hm). Von dort steigt man den Weg zum Hallerangerhaus ab und zweigt kurz vor dem Haus, unter den Felswänden zum Einstieg ab. Über Schotter und Schrofen führt ein kleines Steiglein bis direkt unter die Wand (1 Stunde, ↓350 hm, ↑190 hm). Unter dem Vorbau machten wir eine kleine Frühstückspause und mascherlten uns für die Kletterei auf.

Nachdem wir den Vorbau seilfrei gegangen waren, gings in der ersten Seillänge gleich los. Nicht schwierig, aber schlecht absicherbar und wie so oft im Karwendel, nicht überall fest, aka Sau brüchig. Nachdem wir uns im leichten Gelände etwas verlaufen hatten (es stecken ein paar alte Schlaghaken abseits der Linie und Stände lassen sich ganz gut bauen) kamen wir nach der dritten Seillänge an einem der gebohrten Stände an. Ab dort muss man dann auch richtig hingreifen. Seillänge vier ist ein lustiger Kamin mit anschließender Risskletterei. Die Nummer fünf ist die Schlüssel(riss)länge (UIAA 6) und verlangt nicht nur großes Sicherungsmittels, sondern auch die Trickkiste des alpinen Kletterers. Da war ich ganz froh, dass Tommi bei der nächsten Seillänge (SL 6, UIAA 6-) wieder an der Reihe war. Und schließlich schrubbte ich noch die letzte Risslänge (SL 7, UIAA 6-) zum Wandbuch hinauf. Tja, da muss man schon das ein oder andere mal die Arschbacken zusammenkneifen, aber es löst sich alles schön auf. Es folgt ein schottriges Band und dann die zwei Ausstiegslängen, die zwar nicht schwer aber, im Karwendelstil brüchig sind (6 Stunden, 400 hm). Am Ausstiegsstand sitzend, kam uns dann doch der ein oder andere Grinser auf die Lippen, was für eine eindrucksvolle Tour.

Der Abstieg zum Lafatscherjoch ist auch nicht zu unterschätzen. Man muss sich noch ein bisschen konzentrieren, da man die ganze Zeit im Absturzgelände spaziert. Es gibt einen neu markierten Abstieg, direkt vom Ausstieg hinunter, mit Abseilstelle (1x40m oder 2x20m?) und Fixseil, oder den „alten“, für den wir uns entschieden, ein paar Meter hinauf, dann durch eine Rinne nach Süden und auf Bändern und Schotter zur Jochreisen. Dieser ist immer wieder mit Steinmandln und verblassten Punkten markiert. Über die Jochreisen gings dann unschwierig zurück zum Lafatscherjoch (¾ Stunde, 70 hm). Jetzt ließ auch die Anspannung langsam nach und die Müdigkeit und der Hunger kamen langsam durch. Also runter in den Issanger und dann mit den Bikes aus dem Halltal raus (1¼ Stunde, 40 hm). Dabei gönnten wir uns noch ein TAB in St. Magdalena.

Was für ein genialer Tag mit Tommi, ein schön tagesfüllendes, alpines Abenteuer (insgesamt 12 Stunden und über 2000 hm). Nach so einer Tour relativiert sich dann auch der Alltagswahnsinn.