Island war schon lange ein Traum für uns. Eigentlich wollten wir immer mit dem Bus hin, aber alleine für die Anreise fast eine Woche, das macht es ohne Elternzeit/unbezahlten Urlaub fast unmöglich. Außerdem sind wir ja auch noch an die Ferien gebunden. Auf der anderen Seite, keiner weiß wie lange die Kids noch mit uns in den Urlaub kommen. Also fliegen. Drei Wochen ist auch nicht schlecht. Nur unsere typische Urlaubszeit, Ende August/Anfang September ist nicht ganz ideal, zumindest dürfte es nicht so heiß wie in Sizilien vor drei Jahren werden.
Als wir unseren Mietwagen in Keflavík abholten, zeigte sich das Wetter auf jeden Fall von seiner garstigen Seite, Regen der horizontalen Sorte. Die Dame von der Vermietung warnte uns noch eindringlich vor dem Zeltdach bei Wind, nicht beim Schlafen, sondern beim Fahren sollen wir aufpassen. Im Sturm waren wohl an dem Wochenende zwei Dächer in den Westfjorden abhanden gekommen. Mit den guten Tipps im Gepäck steuerten wir unseren ersten Bonus und dann den Campingplatz in Grindavík an. Was uns dabei gar nicht so bewusst war, das Lavafeld auf dem Weg dorthin ist ziemlich frisch. Überall dampfte es und am Campingplatz waren Evakuierungsschilder angebracht. Im Moment gibt der Fagradalsfjall aber Ruhe. Keine Ruhe gaben dafür Regen und Wind, sodass wir am Morgen mehrere Liter Wasser im Zelt stehen hatten. Vor allem Karins Schlafsack war komplett durchgeweicht. Was für ein toller Start. Damit begann auch unsere Suche nach einem Campingplatz mit Trockner. Kleiner Spoiler, nicht das einzige Mal. Diesen fanden wir in Stykkishólmur auf der Snæfellsnes Halbinsel. Dorthin durchquerten wir nochmal das Svartsengi Lavafield (2024 Eruption), sahen uns die Blue Lagoon von außen an und unternahmen eine kleine Wanderung an den heißen Quellen bei Krýsuvík auf den Haverafjall (308 m) (¾ Stunde, 150 hm, 2,5 km). Ein langer Tag, aber wir bekamen alles trocken und die Nacht in Stykkishólmur blieb, bis auf einen kurzen Guss, auch trocken. Da wir nun mal schon auf der Snæfellsnes Halbinsel waren, bestiegen wir am nächsten Tag den Kirkjufell (463 m) (1¼ Stunde, 450 hm). Nette kleine Tour, teilweise mit Fixseilen versichert und bei Nässe sicher ganz schön blöd, aber mit einem tollen Blick in die Bucht. Paul und ich spazierten noch zum Nordgipfel und zurück (¼ Stunde, 50 hm), bevor wir alle wieder abstiegen. Etwas weiter westlich wanderten wir zum Svöðufoss und ganz im Westen besuchten wir den Saxhóll, einen erloschenen Vulkan. Um die Runde abzuschließen fuhren wir noch an Lóndrangar, ein paar Felstürme an der Küste und Gatklettur, einem Felsentor in Arnarstapi, vorbei. Eher zufällig fanden wir noch die Rauðfeldsgjá Schlucht, in die man reinkraxeln kann. Auf dem Weg zu unserem Camping an der Guðrúnarlaug stoppten wir noch an der Búðakirkja in Búðir und beendeten unseren Tag mit der ersten Schotterpiste, etwas wirklich besonderes…naja, mit ein paar Tagen Abstand, nicht mehr wirklich, irgendwann hing uns das Geholper auf der Reise ganz schön bei den Ohren raus. Aber so weit war es noch nicht.
Nach unserem morgendlichen Bad in der Guðrúnarlaug ging’s in die Westfjorde, zu unserem ersten Stopp in Flókalundur. Hier war dann auch meine erste richtige F-Road, die F66 Kollafjarðarheiði. Eine Bergstraße, aber ohne wirklicher Furt, damit überhaupt kein Problem mit unserem Karpatenmuli. Um uns den Staub der Straße runter zu waschen sprangen wir noch in die Hellulaug, ein kleiner heißer Naturpool direkt am Meer. Die Nacht war dann nicht nur die erste ohne Regenguss, sondern auch mit einer Aurora, was für ein Empfang in den Westfjorden. Unseren Tag begannen wir mit einer kleinen Wanderung zu einem namenlosen Wasserfall bei Flokalundur (¾ Stunde, 50 hm, 2 km), bevor wir uns das endlose Schottergerumple nach Látrabjarg antaten. Látrabjarg ist bekannt für die Brut von Papageientauchern. Leider waren diese für dieses Jahr schon ausgeflogen, die Wanderung an den Klippen entlang war trotzdem richtig schön und erinnerte mich sehr an die Cliffs of Moher in Irland (1½ Stunden, 200 hm, 5 km). Auf dem Rückweg besuchten wir noch Rauðasandur, einen zehn kilometerlangen Sandstrand. Der Camping in Tálknafjörður lag dann direkt neben dem Schwimmbad, in dem wir uns in der Früh von der Nacht (und dem Aurora-Schauen) aufwärmten. Die Fahrt weiter führte uns am Dynjani Wasserfall vorbei (¾ Stunde, 100 hm), über die alte Passstraße nach Pingeyri und nach Isafjördur. Wo der Camping direkt am Fuße des Bunárfoss liegt, Abendspaziergang zum Wasserfall natürlich inklusive (½ Stunde, 250 hm, ¼ Stunde Abstieg). Da die ganze Nacht der Nebel über Isarfjördur hing, hatten wir wenig Hoffnung am Kaldalón einen Blick auf die Gletscherzunge des Drangajöklls zu werfen. Je weiter wir aber nach Osten kamen, umso besser wurde das Wetter und im Skötufjördur sichteten wir dann sogar mehrere (Mink)Wale direkt von der Straße aus. Bei so gutem Wetter mussten wir natürlich auch den nördliche Teil der F66 mit der dortigen Furt fahren und in der Einsamkeit der Kollafjarðarheiði unser kleines Mittagessen genießen. Die Wanderung vom Kaldalón zur Gletscherzunge ließen wir dann aber ausfallen, zu langweilig sah der kilometerlange Talhatscher aus. Dafür spazierten wir noch in Dalbær Snæfjallaströnd zur Kirche (1 Stunde) und ich stieg anschließend den Kamm über dem Flugfeld auf (1 Stunde, 250 hm). Dabei stolperte ich fast über zwei Polarfüchse, die scheinbar genauso überrascht waren wie ich. In der Nacht sahen wir dann die letzte Aurora, wenn auch nur ganz schwach, weil es bis kurz vor der Dämmerung geschüttet hatte und es erst zusammen mit dem ersten Licht im Osten aufklarte. So war die Nacht zwar feucht, der Morgen startete aber sonnig und wir konnten das Zelt schön trocknen, bis wir unser Zelt abbauten, da schüttete es nämlich wieder. Gut, wir hatten zwar meistens Glück und das Zelt trocknete vor dem Abbau, aber es war auch nicht das erste Mal, dass wir ein nasses Zelt einpackten. Neu war aber, dass wir an diesem Tag (und Nacht) keine Möglichkeit fanden das Zelt wieder zu trocknen. Es schüttete den ganzen Tag, zur Krossneslaug, beim Abstecher in einer verlassenen Konservenfabrik in Ingólfsfjörður und bei unserer Ankunft am Camping. Dieser hatte einen großen Gemeinschaftsraum, in dem wir nicht nur das Zelt aushängten, sondern auch unsere Matten auswarfen und dort schliefen. Zum Glück waren wir alleine, außer zwei Off-Roader Paaren, die mit ihrem Defender und Jimny die F26 gefahren waren und weiter in die Westfjorde wollten. Die störten sich nicht an uns. Unsere Nacht war also trocken, leider war das Dachzelt der Kids auf der Wetterseite nicht komplett zu, somit stand das Wasser unter bzw. in der Matratze. Wenn’s läuft, dann mal richtig. Aber warum sich aufregen, wenn man es eh nicht ändern kann. Wetterbesserung war auch nicht in Sicht, also fiel die Campingwahl auf einen Platz mit großem Gemeinschaftsraum und eigenem Hot Pot. Auf dem Weg dorthin waren dann Museen angesagt. Zuerst moderne Kunst in der stillgelegten Heringsfabrik in Djúpavík und dann noch das Hexenmuseum Hólmavík. Beide super spannend und so störte der Regentag auf der Fahrt nach Reykjaskólavegur nicht wirklich.
2025_08_23-31_Westfjorde |
Den Westfjorden hatten wir nun den Rücken gekehrt, das Wetter blieb aber schlecht. Zwar bekamen wir das Dachzelt (also die Matratze) trocken, es stürmte aber so sehr, dass wir das kleine Zelt nicht aufstellen konnten. Der Karpatenmuli wurde am Schotterparkplatz im Windschatten des Küchengebäudes geparkt und für uns stand schon wieder eine Nacht im Gemeinschaftsraum an. Dafür besserte sich das Wetter, zumindest im Nordwesten. Vor allem für Blönduós sah es vielversprechend aus, wenig Wind und wolkenlos. So fuhren wir „nur" die nächste Halbinsel aus. Aber auch das hatte einiges zu bieten. In Illugastadir beobachteten wir Robben mit ihren Jungtieren. Hvítserkur, einem Felsentor vor der Küste und der Basalt Festung Borgarvirki statteten wir einen Besuch ab und am Campingplatz in Blönduós waren wir so früh, dass wir nicht nur unsere Wäsche waschen konnten, sondern auch noch einen Spaziergang auf die Insel Hrútey im Blanda River unternehmen konnten. Die Off-Roader bei Krossnes hatten uns von Grettislaug erzählt, zwei kleinen Pools direkt am Meer. Hier badeten wir und planten den nächsten Abschnitt. Zunächst stoppten wir gegenüber, auf der anderen Seite des Fjords, bei der Grafarkirkja in Hofsós, der ältesten Kirche Islands und dann bei der Fosslaug in Varmahlíð. Hier badet man direkt am Kopf des Wasserfalls, wie man aus dem Namen schon schließen kann. Die Nacht bei Akureyri war dann wieder feucht und der Camping riesig und für unser Gefühl ganz schön voll, naja inzwischen sind wir auf der Ringroad angekommen und etwas verwöhnt von den Westfjorden.
Da das Wetter ganz im Norden (Húsavík und die nördlichen Fjorde) leider sehr schlecht vorher gesagt war, begruben wir den Plan auch diesen Teil der Insel komplett zu umrunden und machten uns stattdessen auf den Weg zum Mývatn. Vorbei am Goðafoss und mit den Kids umrundeten wir den Skútustaðir (¾ Stunde, 3 km), einen kleineren See südlich des Mývatn, mit einem tollen Infozentrum. Am Dimmuborgir Lavafeld streikten die Kids dann und blieben im Auto, während Karin und ich zur „Kirche“ spazierten (1 Stunde, 4 km). Bei der Wanderung auf den Hverfell (452 m) begleitete uns dann zu mindestens Paul (1¼ Stunden, 200 hm, 4,5 km). Die Grjótagjá, bekannt aus der GoT Szene zwischen John Snow und Ygritte, sahen wir uns wieder alle gemeinsam an. Leider ist das Wasser dort inzwischen viel zu heiß um zu baden. Um den Tag abzuschließen machten wir noch alle einen Spaziergang über Hverir, einem geothermalen Feld, und zum Dettifoss, dem wasserreichsten Wasserfall Europas.
Wie so oft regnete es in der Nacht, aber die Sonne am Morgen ließ schnell wieder alles trocknen. Trotzdem war uns kalt und wir waren feucht. So legten wir eine Aufwärmpause im Schwimmbad von Egilsstaðir ein, aber erst nach einem Abstecher am Stuðlafoss und einer Wanderung zur Stuðlagil Schlucht (1½ Stunden, 100 hm, 5,5 km). Die Schlucht war übrigens bis dato „the most over-rated place" der Reise, Massen an Menschen und durch den Regen der letzten Tag ein so hoher (und brauner) Wasserstand, dass ein Wandern in die Schlucht unmöglich war. Die Nacht verbrachten wir dann im äußersten Osten, dem Fährhafen Seyðisfjörður. Ein pittoresker Ort, mit Regenbogengasse und schöner Kirche, in der wir der Orgel-/Gesangsprobe beiwohnen konnten. Am nächsten Tag gings wieder zurück nach Egilsstaðir und zum Hegifoss (1½ Stunden, 260 hm), auch hier wieder ein Touri Hotspot, aber die geologische Schichtung des Falls ist wirklich schön. Um wieder etwas abseits der Ringroad Touristen zu reisen, machten wir einen Abstecher an Kárahnjúkavirkjun, einem riesigen Staudamm (700 Meter breit und 200 Meter hoch) nördlich des Snæfell (1833 m). Von hier nahmen wir den östlichsten Teil der F910 (Austurleið), um zur Laugavallalaug, einer warmen Quelle, die als kleiner Wasserfall zum Baden einlädt. Über die F907 (Brúarvegur) gelangten wir schließlich zum Camping an der kleinen Alm Sænautasel. Die Nacht hier im Hochland wurde empfindlich kalt, so wärmten wir uns bei Tee, Kaffee, heißer Schokolade und Pancakes im ehemaligen Schafstall der Alm auf. Dieser Tag wurde leider einer unserer „Regentage". Bei leichtem Regen gings das letzte Stück F-Road zurück auf die 1 und nach Egilsstaðir. Der Regen intensivierte sich und so stoppten wir nur kurz bei Djúpivogur und am Snædalsfoss, bevor wir entschieden kurzfristig vier feste Wände für die Nacht zu mieten. Im Glacier World - Hoffell Guesthouse konnten wir nicht nur unsere gesamte Ausrüstung trocknen, sondern auch die hauseigenen Hot Pots mit Blick auf den Hoffellsjökull nutzen, dem wir natürlich an diesem Abend auch noch einen Abstecher abstatteten.
Der nächste Tag startete dann, wie der letzte begonnen hatte, mit Regen und Sturm, so wurden wir am Diamond Beach durch den horizontalen Regen so nass, dass uns allen die Lust am Aussteigen verging. Gut, man kann ja auch viel mit dem Auto machen, zum Beispiel die Heizung auf Maximum stellen und einer Piste auf den Breiðamerkurjökull zwischen Jökulsárlón und Breiðárlón fahren. Ziemlich spannend, vor allem wenn man das erste Mal realisiert, dass man inzwischen auf schuttbeladenen Gletscher fährt. Karin und ich stiegen am Fjallsárlón noch aus, die Kids bekamen wir aber erst am Svínafellsjökull wieder aus dem Auto heraus. Das Wetter hatte sich endlich gebessert und wir konnten gemeinsam eine kleine Runde auf den Gletscher machen (1¼ Stunden). Als wir dann in Skaftafell ankamen, konnte man das Wetter schon fast gut nennen. In der Früh weckte uns sogar die Sonne und wir unternahmen eine Wanderung zu den Wasserfällen in Skaftafell (2 Stunden, 300 hm, 6 km). Dass das isländische Wetter recht wechselhaft sein kann, wussten wir ja schon, aber dieser Tag war wirklich extrem. Wir sahen uns an diesem Tag Wasserfälle an, deren Wasser nach oben floss (oder wehte) und in Vik, als wir uns die „Sneaker Waves“ am Reynisdrangar ansahen, empfing uns wieder Regen und Sturm. 10 Kilometer weiter westlich und eine ½ Stunde später wanderten wir schon wieder in der Sonne zur Seljavallalaug, (¼ Stunde Fußweg) und auch am Camping Skógafoss war es nur bewölkt, aber trocken.
Die Nacht war ausnahmsweise fast windstill und auch ohne Regen, dafür riss uns asiatisches Geschnatter aus unseren Träumen. Zwei Asiatinnen hatten sich unseren Karpatenmuli ausgesucht, um davor Selfies zu schießen, leider mit dazugehöriger Geräuschkulisse. Auf Karins Ansprache reagierten die beiden leider gar nicht, erst als Karin sie mit einem „Gsch-Gsch" davonjagte, hatten wir wieder unsere Ruhe. Da wir nun aber schon mal munter waren, unternahmen wir noch eine Wanderung am Skógafoss (1 Stunde, 160 hm, km), bevor es weiter, bzw. wieder zurück, zum Sólheimajökul ging. Für eine Wanderung am Gletscher und den dortigen Gletscherhöhlen hatten wir leider keine Ausrüstung dabei, aber auch der Weg zum Gletscher war ziemlich beeindruckend (1 Stunde, 100 hm, 3,5 km). Bevor wir nun in den „Golden Circle" einbogen, gings noch hinter den Seljalandsfoss und in die enge Spalte des Gljúfrabúi.
Wie schon die letzten zwei Wochen, suchten wir unseren Schlafplatz mit Hilfe der Veður App (offizielle App des isländischen Wetterdienstes) und die zeigte für den Nordwesten des Golden Circles halbwegs stabiles Wetter, naja zumindest für isländische Verhältnisse. So steuerten wir direkt den Geysir an und stellten uns auf den Camping neben diesem. Der Vorteil: man kann am Abend und in der Früh fast alleine an den Geysiren sein. Und so konnten wir dem Strokkur Geysir (das ist der kleinere Geysir, etwa 20 Meter hoch) zum Sonnenuntergang wie auch zum Sonnenaufgang zusehen. Der große Geysir (ca. 70 Meter) schläft leider seit einigen Jahren. Bevor wir weiter zum Gullfoss fuhren, spazierten Karin und ich noch eine kleine Runde zu den Geysir-Aussichtspunkten, etwas oberhalb des Geysirparks (¾ Stunde, 80 hm, 2 km). Am Gullfoss zeigte sich dann eine leichte Wasserfallmüdigkeit der Familie. Paul meinte nur: „Mir hängen diese Wasserfälle inzwischen am Arsch heraus!" Dafür war noch keiner Laugmüde, weshalb der Besuch in der Secret Lagoon in Flúðir wesentlich positiver von allen aufgenommen wurde. Bevor wir unser Lager am (fast komplett leeren) Camping Úlfljótsvatn, südlich von Pingvellir aufschlugen. Stoppten wir noch am Kerið Kratersee und wanderten einmal rundherum, natürlich bei Regen. Den Abschluss im Golden Circle machte dann der Nationalpark Thingvellir. Hier wanderten wir entlang der Europäisch-Amerikanischen-Plattengrenze und sahen den Tauchern und Schnorchlern an der Silfra Spalte zu.
Unsere Reise neigte sich langsam dem Ende zu und so entschieden wir uns nun Reykjavik zu erkunden. Der Campingplatz in Reykjavik ist so teuer (die meisten Campingplätze in Island sind teuer, für das was sie bieten, aber die Plätze in und um Reykjavik sind nochmal eine ganz eigene Kategorie), dass wir uns entschieden eine kleine Wohnung zu mieten und in der Stadt die Vorteile von trockenen, festen vier Wänden zu nutzen. Wie in den meisten isländischen Städten besuchten wir zuerst ein öffentliches Bad, die Vesturbæjarlaug und bestaunten dann diese vielfältige, quirlige Stadt. Wir aßen Fish and Chips im Reykjavik-Fish, Crêpes im Café Babalu und Hummersuppe in der Seegräfin. Und, um eine der Fragen in einem unserer Lieblingsspiel endlich abschließend beantworten zu können (Wo bitte ist Umtata) besuchten wir das Penismuseum (fragt bitte nicht, wer Penisse sammelt). Aber nach zwei Tagen Stadt, zog es uns doch wieder hinaus. Diesmal zum geothermalen Feld von Hveragerði, dort kann man nämlich eine kleine Wanderung zu den heißen Quellen von Reykjadalur machen (1 Stunde, 250 hm, 3,6 km). Definitiv kein Geheimtipp, aber wenn man später am Nachmittag kommt, hat man noch ein bisschen Restsonne an den Badestellen und die Menschenmassen werden etwas weniger. Karin und ich umrundeten (bzw. ich kraxelte noch rauf) den Ölkelduhnúkur (440 m)(1 Stunde, 220 hm3,5 km), bevor wir uns ein Bad im heißen Fluss gönnten, der übrigens am oberen Ende so heiß ist, dass man sich verbrühen würde. Am Abstieg sahen wir uns noch ein paar der heißen Krater an (¾ Stunde, 60 hm, 3,6 km) und am Abend stellten wir unser Zelt am einzigen gratis Campingplatz Islands auf, am Gata Free Camping (qualitativ übrigens nicht viel schlechter als manch anderer Campingplatz).
Am letzten Tag auf Island umrundeten wir noch die Reykjanes Halbinsel, die wir ganz am Anfang unseres Urlaubs kurz besucht hatten (Grindavik!). Am Weg dorthin sahen wir noch ein letztes Mal Seehunde an der Küste und am Fagradalsfjall Vulkan östlich von Grindavik wanderten wir ins Nátthagi Valley, einem kleinen Tal in dem es seit 2022 fast jährlich Ausbrüche gegeben hatte, den letzten noch bis etwa Februar 2025. Beeindruckend, das noch immer dampfende Lavafeld, wenn man entlang des Langihryggur (296 m) Ridge wandert (1 Stunde, 250 hm, 3 km). Wie immer gab es kurze Regengüsse (horizontaler Art), weshalb Karin und die Kids wieder zum Auto zurückgingen, während ich noch auf den Stóri Hrútur (357 m) und einen vorgelagerten View Point stieg, um mir den neuesten Krater im Geldingardalir anzusehen. Zurück zum Parkplatz brachte mich dann der Hrútatalur Trail (1½ Stunden, 450 hm, 6 km). Hier war auch wieder Sonne und Wind, also die perfekten Bedingungen, um die Ausrüstung ein letztes Mal zu trocknen. In Grindavik fanden wir die Spalten und das nahe Lavafeld immer noch gleich beeindruckend wie vor drei Wochen, am Anfang unserer Reise. Diesmal durchquerten wir das Lavafeld aber nicht, sondern blieben an der Küste. Sahen uns die Gezeitenpools von Brimketill und die Thermalquellen Gunnuhver nahe des Reykjanes Lighthouse an. Vor dem Leuchtturm sind noch ein paar schroffe Felsen vorgelagert, Valahnúkamöl, und ein paar Kilometer weiter trifft man wieder auf die Kontinentalplattengrenze. In diesem Fall führt die „Bridge Between Continents" darüber. So endete unsere Reise nach 4200 Kilometern, in der Nähe des Flughafen Keflavik mit einer, wie sollte es anders sein, regnerischen und vor allem kurzen Nacht, da wir unser Auto um 5 Uhr Früh abgeben mussten, um unseren Flug ins warme und sonnige München zu erwischen.
Ein Urlaub, der in vielen Aspekten anders als geplant und/oder vorgestellt war. Was aber nicht heißen soll, dass er schlecht war, eher unerwartet und spannend. Es war vor allem anstrengend, nicht nur das Wetter, sondern auch die unglaublich vielen verschiedenen Eindrücke. Wir werden Island sicher wieder besuchen. Karin möchte gerne noch den Norden sehen und mich zieht es ins Hochland. Auf jeden Fall sind wir beim nächsten Mal keine Islandneulinge mehr und machen hoffentlich den ein oder anderen Anfängerfehler weniger.