Montag, Februar 13, 2017

Silvrettahorn vom Val Tuoi - 11./12.02.2017

Karin ist mit den Kindern ins BGL gefahren, so blieben für mich nur zwei Möglichkeiten: Nachkommen und hoffen, dass Paul fit genug ist, damit Karin und ich eine Tour zusammen gehen können, oder ein wochenendfüllendes Ersatzevent. Da Ersteres nicht klappte, startete ich mit Laura und Vladi um 5 Uhr Richtung Unterengadin, um genau zu sein nach Guarda. Unser Ziel war die Chamonna Tuoi (2 Stunden, 650 hm) am Ende des Val Tuoi. Bei dem guten Wetter konnte mich aber nicht mal Christian, der Hüttenwirt, sein Bier oder die Sonnenterrasse halten und so ging es gleich im Anschluss alleine noch ein Stück weiter. Richtung Westen, der einsamen Spur von Christian zur Cronsel folgend und dann durch das Plan Rai aufs Plan Mezdi (2 Stunden, 700 hm). Hier hatte mir Christian den Tipp gegeben nicht zur Fuorcla dal Cunfin wie in den Karten angegeben aufzusteigen, sondern den Hang östlich davon zu nehmen. Dieses namenlose Joch ist nur ein paar Meter höher als die Fuorcla dal Cunfin, aber man kann es von beiden Seiten mit Skiern begehen und befahren (½ Stunde, 150 hm). Auf der Nordseite blies ein wesentlich stärkerer Wind als südseitig und so wurde der weitere Weg entlang der Nordseite des Signalhorns auf den Ochsentalferner hinunter und dann wieder zur Eckhornlücke bzw. dem Skidepot westlich der Egghornlücke hinauf, recht unangenehm (1 Stunde, 200 hm). Von hier aus ist es mehr oder minder steiles Gestapfe (bis etwa 50°), was in dem windgepressten Schnee aber besser ging als befürchtet. So war es kein Problem auf den Vorgipfel zu gelangen, dann hätte ich mir vielleicht auch mal die Tourenbeschreibung durchlesen sollen, die sagt, dass man nicht den direkten Weg zum Hauptgipfel nimmt. Und ja, der Grat ist exponiert und stark überwächtet. Für das vollendete Wohlempfinden sorgte dann der Wind, der mich nicht nur fast vom Grat wehte, sondern mich auch noch sandstrahlte. Hätte das noch nicht gereicht, löste sich ein Steigeisen und in dem Wind schaffte ich es beim besten Willen nicht die Schraube am Kipphebel fest zu ziehen, also ohne Steigeisen weiter. Den Gipfel hab ich dann doch erreicht, wenn auch erheblich langsamer als gedacht (¾ Stunde, 200 hm). Viel Zeit (langsam begann die Sonne unterzugehen) und Muse (siehe Peeling Marke Schneekristall) hatte ich am Gipfel sowieso nicht und so machte ich mich an den Abstieg, diesmal unterhalb des Gipfels die Süd-West-Wand durchquerend, wobei ich wieder zum Grat aufsteigen musste, um meine Steigeisen und meinen Stock mitzunehmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich das Skidepot (¾ Stunde) und machte mich auf den Weg zurück. Ein kurzer Anruf bei Laura und Vladi brachte nur die Erkenntnis, dass sie auf der Tuoi kein Netz hatten, ich hoffte nur, dass sie sich keine Sorgen machten und die Bergrettung rufen würden. Beim Wiederauffellen unter dem Signalhorn dann der Supergau, In Wind und Kälte hatten die Felle gelitten und eines wollte partout nicht mehr kleben, also nur mehr mit einem Fell und den Harscheisen zurück zum Joch neben der Cunfin (1 Stunde, 200 hm). In dem Moment hätte ich echt heulen können, seit Stunden blies der Wind, langsam merkte ich die paar Höhenmeter, meine Trinkflasche war schon vor Stunden zugefroren und die Sonne war inzwischen untergegangen. Die Stirnlampe hatte ich zwar im Rucksack, aber eben nur die Kleine, mit welcher eine Abfahrt nur begrenzt Spaß macht. Kurz vor der Cunfin sah ich dann noch zwei andere Skitourengeher, woher sie gekommen waren oder wohin sie wollten weiß ich nicht, zur Tuoi fuhren sie auf jeden Fall nicht ab und getroffen hab ich sie auch nicht mehr. Die Abfahrt zur Hütte war dann trotz gutem Schnee eher ein Gewürge, was vor allem mit dem schlechten Licht und den 2100 hm in meinen Beinen zu tun hatte (¾ Stunde). An der Hütte war ich dann genau pünktlich zum Abendessen, das Christian gezaubert hatte, da tat es mir fast leid, dass mein Magen kaum fähig war etwas aufzunehmen.
Im Gesamten eine sehr schöne Tour, die als Tagestour eher den ausdauernden Skialpinsten ansprechen dürfte (8¾ Stunden, 2100 hm).

Die Überanstrengung und möglicherweise auch Pauls Magen-Darm-Infekt zeigten sich dann in der Nacht. Starke Übelkeit und Durchfall ließen mich kaum eine Stunde durchgehen im Bett liegen und so sah ich am Sonntag eher wie ein Zombie als ein Skitourengeher aus. Wir hatten uns schon geeinigt, dass wir die anderen früher losziehen lassen, da wir als Ziel nur die Jamspitzen anpeilten. Laura und Vladi waren am Samstag noch zur Cronsel aufgestiegen und hatten eine schöne Rinne eingefahren und so klangen 900 hm nach einem guten Tagespensum. Aber schon nach 200 hm wusste ich, dass dies nicht mein Tag ist und kehrte um (¾ Stunde, 200 hm). Während die beiden die Hintere Jamspitze machten versuchte ich ein paar Minuten Schlaf, zwischen dem auf die Toilette rennen, zu bekommen. So geschwächt war auch die Abfahrt durchs Val Tuoi noch eine echte Herausforderung und die Fahrt nach München erst recht. Aber alles verlief gut und so konnte ich am Abend tot ins eigene Bett fallen, wo die Toilette nur 10 Meter entfernt ist.
Ein super nettes Wochenende mit Laura und Vladi, auch wenn wir wenig zusammen gegangen sind.

2017_02_11_Silvrettahorn