Nach einem schönen, sonnigen Tag, den wir nutzten um den Bus zu putzen, verbrachte ich den späteren Nachmittag noch mit einer kleinen Abendrunde auf den Rauhen Kopf (↑1 Stunde 40 Minuten, 1050 hm, ↓1 Stunde 20 Minuten). Auch wenn Eis, Schnee und anbrechende Dunkelheit viel Konzentration forderten, so hatte ich doch Zeit meinen Gedanken nachzuhängen und endlich in Worte zu fassen was mich schon seit Monaten stört. Das der Abstieg unnötig lange und anspruchsvoll wurde, weil ich vermeintlich meine Stirnlampe verloren hatte, war eine andere Geschichte.
Seit Monaten schon störte mich etwas, aber wie Nebel waren die Gedanke nicht greifbar. Wie das Gefühl nach dem Aufwachen aus einem Traum, der zwar noch im Inneren nachhallt aber nicht artikulierbar ist. So ging es mir schon seit Monaten. Irgend etwas hatte sich verändert. Immer noch suchte ich meinen Ausgleich bei, zum Teil, anspruchsvollen Touren, aber die Befriedigung danach hielt oft nicht lange an oder verwandelte sich sofort in ein Gefühl noch mehr, noch größer oder noch schwerer zu Klettern/Laufen/Wandern zu müssen....
Nüchtern betrachtet Suchtverhalten, oder vielleicht doch etwas anderes? Irgendwie fühlte ich mich getrieben, noch mehr als normal. Ein erster Schritt war mein Versuch, mein Internetverhalten während der Reise zu verändern. FB, Instagram nur noch zur Ankündigung eines Blogposts zu nutzen und auch die Blogposts zu reduzieren, um sie als Dokumentation für uns selbst (so wie der Blog immer gedacht war) zu nutzen. Und siehe da, die Unzufriedenheit die mit dem Getriebensein einher geht wurde weniger, wenn sie auch nicht verschwand. Was war nur falsch? Wir hielten uns an zauberhaften Orten auf, kletterten wunderschöne Routen und trafen tolle Leute. Natürlich war nicht immer alles eitel Sonnenschein, trotzdem war diese nicht greifbare Unzufriedenheit sicher nicht angebracht. Vielleicht entstand dieses Getrieben sein aber gar nicht so sehr durch das eigene Mitteilungsbedürfnis und der Jagd nach Likes, als an der Unzufriedenheit, die sich einstellt wenn man schöne Bilder bei anderen sieht. Der Zwang auch etwas zu unternehmen, nur weil es ja der andere auch tut? Aber was ist überhaupt noch echt, was Werbung? Warum sich antreiben lassen, von einer ganzen Industrie vor den Karren spannen lassen? Selbst Better Your Best ist nur noch zur Werbebotschaft eines Laufschuhherstellers verkommen. Ich will mich nicht mehr an anderen messen, oder an mir selbst. Nicht noch schneller, besser, schwerer......Ich will mich wieder mehr auf mich und den Berg besinnen. Ob ich das schaffe, ich weiß es nicht. Dies ist auch kein Versuch mich zu erklären, vielmehr die Gedanken die ich lange nicht greifen konnte zu "Papier" zu bringen, für mich, damit ich wieder zu mir komme.