Am Jenner herrscht diesen Winter immer noch Großbaustelle. So sehr diese Baustelle im Sommer nervt, so bringt sie im Winter einen gewaltigen Vorteil, der obere Teil des Skigebiets ist nicht in Betrieb und damit ein schönes, ruhiges Tourengebiet. Perfekt für unser alljährliches Silvesterbiwak. Und dazu die letzte Möglichkeit für Ruhe an Silvester, nächstes Jahr wird es im Restaurant an der Bergstation sicher hoch hergehen.
Bei tiefwinterlichen Bedingungen starteten wir in Hinterbrand. Da wir für die Fahrt länger als gedacht benötigt hatten (für alle Gebietsunkundigen, ohne Allrad benötigt man definitiv Ketten für die Vorderbrandstraße bei Neuschnee), wurde es langsam duster als wir zur Bergstation kamen (2 Stunden, 700 hm). Für die letzten Meter zur Aussichtsplattform unter dem Gipfel hieß es dann noch ordentlich Schwitzen (½ Stunde, 50 hm). Knietiefes Spuren geht halt doch in die Beine.
Als unser Zelt aufgebaut war und wir uns einen warmen Tee machten, ereignete sich eine skurrile Episode. Plötzlich tauchte Licht auf und eine Stimme grüßte uns. Nach einem kurzen Hallo meinte er, er müsse noch die Spur für seinen Kollegen verbreitern. Zehn Minuten später waren dann beide da, ein Skitourengeher (wohl Barrasler aus der Strub) und ein Schneeschuhwanderer. Ein Lockerschneerutsch hatte einen der zwei in einer der Rinnen kurz vor unserem Platz erwischt, es war aber nichts passiert. Ich gesellte mich zu ihnen, als sie gerade diskutierten ob sie sich nun eingruben (wobei keiner einen Schlafsack dabei hatte) oder so schnell wie möglich zurück gingen. Nach ein paar Fotos mit unserem beleuchtetem Zelt verabschiedeten sie sich wieder. Auf meine Frage, ob sie denn LVS-Geräte mit hätten, für den Fall, dass in einer der Rinnen doch noch etwas kommen würde, verneinten beide. Karin und ich sahen uns nur ungläubig an, aber zumindest hatten wir nun wieder unsere Ruhe. Um Mitternacht legte sich der Schneesturm und wir konnten das neue Jahr hoch über dem Königsee begrüßen. Leider ohne direkter Sicht ins Tal, aber man kann nicht alles haben.
Wirklich spektakulär war dann der erste Sonnenaufgang im neuen Jahr, ein Wolkenmeer unter uns und die, von der aufgehende Sonne beleuchtete Watzmann Ostwand gegenüber. Das zum Teil hüfttiefe Spuren zum Gipfel ging da fast nebenbei und hatte etwas von ganz großem Bergsteigen. Die anschließende Abfahrt war ganz nett, auch wenn der Schnee etwas schwer war, ist aber auch nicht schlecht, wenn es noch Verbesserungspotential im neuen Jahr gibt. Inzwischen unser fünftes gemeinsames Silvesterbiwak und jedes war einzigartig.
2019_01_01_Jenner |