Dienstag, Mai 03, 2022

Saisonabschluss auf der Wildspitze - 02.05.2022

Nachdem Karin und ich schon drei Mal auf der Wildspitze waren (2008, 2010 und 2012) bzw. ich schon zwei Mal den Pitztaler Eisexpress probiert hatte, war meine Motivation in der Gegend eine Tour zu unternehmen eher gering. Allerdings hatte Martin mal erzählt er würde gerne die Wildspitze gehen. Menschen die ich mag, tue ich ja gerne einen Gefallen, so ganz hässlich ist die Gegend ja nicht und den Brochkogel gibt es ja auch noch. Also fuhren wir zwei am Montagmorgen ins Pitztal.

Kurz nach 9 Uhr starteten wir mit der Abfahrt zum Mittelbergjoch und weiter auf den Taschachferner (½ Stunde, ↓200 hm). Dort hieß es nicht nur auffellen, sondern auch anseilen. Die vier anderen Seilschaften am Taschachferner stiegen den Normalweg auf, während wir völlig alleine unsere Spur zur Nordseite der Wildspitze zogen. Noch vor dem oberen Gletscherbecken verschluckte uns der Nebel und so hieß es mit dem GPS bis zum Bergschrund unter der Nordwand navigieren (2¼ Stunden, ↑525 hm). Durch die fehlende Sicht, war schon früh klar, dass der eigentliche Plan, die Nordwand, nicht funktionieren würde. Also querten wir nach Westen und stiegen über den Bergschrund und einen relativ steilen Hang zur Gratschulter auf (1 Stunde, ↑120 hm). In dem Stück hatten wir schon von Ski auf Steigeisen gewechselt und stapften nun auf diesen weiter zum Nordgipfel (¾ Stunde, ↑135 hm). Der Grat zum Südgipfel (¼ Stunde, ↑30 hm) war im Gegensatz zum letzten Mal (mit Karin) nicht überwechtet, sondern fast durchgängig Fels. Von dem mächtigen Eisschild auf der Westseite scheint nicht mehr viel über zu sein.
Die schlechte Sicht, aber auch unsere fehlende Fitness, hatte uns viel Zeit gekostet, so machten wir auch am Hauptgipfel keine Pause, sondern stiegen zum Skidepot ab (20 Minuten, ↓100 hm). Erst hier gönnten wir uns eine kurze Pause, schnallten die Steigeisen ab und bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Das schlechte Wetter war inzwischen noch schlechter geworden und zum Nebel hatte sich nun auch Schneefall gesellt. Aber am Skidepot gab es endlich auch wieder andere Spuren (alle anderen hatten nämlich hier umgedreht) und so mussten wir nur diesen Spuren folgen, um zu unserem Startpunkt am Taschachferner ohne Spaltenberührung zurück zu finden (½ Stunde, ↓600 hm). Unsere Beine wurden zwar beim Rückanstieg ins Mittelbergjoch ziemlich schwer (¼ Stunde, ↑100 hm), wir mussten uns aber ein bisschen beeilen, um noch die Lifte für die Talfahrt zu erwischen. Ganz so knapp war es dann am Ende doch nicht, aber der Brochkogel wäre sich definitiv nicht mehr ausgegangen. Den muss ich also doch ein anderes Mal nachholen, vielleicht ja wieder mit Martin.
Ein coole Tour mit Martin, die wegen des Wetters doch recht abenteuerlich war. Und wessen Ego wird nicht gestärkt, wenn man es als einzige Seilschaft auf so einen beliebten Gipfel schafft. Außerdem war es ein krönender Abschluss für eine super Skisaison, die mit 38 Skitouren (36220 hm), 2 Freeridetagen, 6 mal Telemarken, 2 mal klassisch Pisteln und 2 mal Snowboarden selbst für meine Verhältnisse sehr gut war.