Zum Geburtstag hatte ich Jamie eine Wanderung auf den Spuren der Alpenfront des 1. Weltkriegs geschenkt. An diesem Wochenende sollte es so weit sein und da Karin und Anna unterwegs waren, fuhren Paul und ich schon Freitagnachmittag nach Innsbruck und nutzten das gute Wetter, um den Arzler Alm Trail zu shredden. Das erste Stück, aus der Stadt hinaus, kürzten wir mit der Hungerburgbahn ab, danach hieß es aber selber treten. Wobei die Steigung über die Forststraße zur Arzler Alm relativ moderat ist und man schnell zu seinem wohlverdienten Augustiner kommt (½ Stunde, ↑200 hm, 3 km). Der Arzler Alm Trail selbst ist ziemlich cool, nie zu schwer, aber trotzdem mit einigen technischen Passagen. Die Sprünge kann man immer umfahren. So leitet der Trail über Wurzeln und Steine in zig Anliegern direkt hinunter nach Mühlau (½ Stunde, ↓500 hm, 5 km), von wo aus man in 10 Minuten zurück in der Stadt ist. Eine wirklich spaßige Abendrunde und Paul haut sich inzwischen ohne Rücksicht auf Verluste auch die steilsten Passagen hinunter.
Samstag gehörte dann dem Neffen-Onkel Gespann. In aller Frühe ging es auf den Falzaregopass (2105 m), wo die Wanderung auf den Kleinen Lagazuoi (2778 m) startet. Direkt vom Parkplatz führt der Weg der Skipiste entlang zum Lagazuoi. Nach wenigen Minuten zweigt der Zustieg zum sogenannten Kaiserjäger Steig ab, ein einfacher Klettersteig, der im 1. Weltkrieg als Versorgungsweg für die österreichischen Stellungen diente. Über die ausgedehnten Schuttfelder unter den Südwänden des Lagazuoi (von den vier österreichischen Minensprengungen) steigt man bis zum Einstieg des eigentlichen Steigs auf (¾ Stunden, 350 hm). Trotz der Höhe, waren wir froh so früh gestartet zu sein, denn schon nach wenigen Minuten stand uns der Scheiß auf der Stirn, da die Sonne von keinem Wölkchen verdeckt wurde. Der Steig ist ein klassischer Dolomiten-Ferrata, ein etwas ausgesetzter Weg mit einigen Seilversicherungen und einer Hängebrücke über eine Schlucht. Immer wieder trifft man auf Stollen und Stellungen, bevor man den Grat wenige Minuten westlich des Gipfels des Kleinen Lagazuoi erreicht (1¼ Stunden, 350 hm). Hier auf dem Gipfel hatte sich Jamie eine Pause verdient und da es erst 10 Uhr war, hatten wir reichlich Zeit die umgebenden Berge zu betrachten, zu jausnen und uns auszuruhen. Vom Gipfel erreicht man in wenigen Minuten die Bergstation der Seilbahn und den Abzweig unseres Abstiegs, den italienischen Minenstollensteig (¼ Stunden, ↓50 hm). Dabei durchquert man ein Schuttfeld, das durch eine italienische Minensprengung entstanden ist und in dem sich noch österreichische Stellungen befinden. Durch den (Schulter)Stollen erreicht man die Vorkuppe mit den italienischen Stellungen. Hier kann man sich viele der Kavernen und Stollen ansehen und ein gutes Gefühl für das harte Leben an der Gebirgsfront bekommen. Der Schulterstollen mündet weiter unten wieder in den Spiralstollen (den man auch zum Abstieg nutzen kann). Dort zweigt auch das Martini-Band ab (¾ Stunden, ↑30 hm, ↓350 hm). Auf diesem Band, etwa in der Mitte der Südwand, hatten sich die italienischen Alpini eingegraben und bekämpften die österreichischen Kaiserjäger am Valparolapass (Vonbank-Stellungen) und am Hexenstein (Goinger-Stollen). Die vier Minensprengungen der Kaiserjäger sollten dies unterbinden, allerdings erfolglos. Jamie legte eine Pause ein, während ich das Martini-Band und den Gegenminenstollen erkundete (¾ Stunden, ↑150 hm). Vom Beginn des Martini-Bandes sind es nur noch ein paar kurze Stollenpassagen bis hinunter zum Normalweg, über den man wieder zum Falzarego absteigt (¾ Stunden).
Da Jamie etwas müde war, legte er sich im Bus am Valparolapass (2168 m) hin und ich drehte noch eine kleine Runde auf den Hexenstein (2477 m). Der Hexenstein (Sasso di Stria) und vor allem der Südsattel dienten den Kaiserjägern als Bollwerk, um ein Durchkommen der italienischen Truppen am Falzarego und über die Dolomitenstraße zu unterbinden. Von den harten Kämpfen zeugen die vielen Lauf- und Schützengräben, sowie Stollen und Stellungsanlagen in und auf dem Berg. Der Weg führt vom Parkplatz am Valparola, direkt hinter dem Museum Festung Tre Sassi, über und durch die Befestigungsanlagen hinauf auf den Gipfel des Hexensteins (35 Minuten, 300 hm). Von dort hat man einen Wahnsinnsausblick zum Lagazuoi, aber auch nach Cortina, den Cinque Torri, der Dolomitenstraße, dem Col di Lana, der Marmolata und dem Sellastock. Es wird schnell klar, warum die österreichischen Kaiserjäger diese Aussichtskanzel so verbissen verteidigt haben. Als ich wieder am Bus ankam (20 Minuten), gabs noch einen Kaffee und wir besuchten das Museum im Forte Tre Sassi, bevor wir wieder nach Innsbruck zurückfuhren.
Sonntag ließen wir das Wochenende alle gemeinsam im Bikepark Katzenkopf in der Leutasch ausklingen (6x, ca 1400 hm). Genau wie der Rest des Wochenendes: sehr cool, auch wenn wir Pauls Reifen flicken mussten und Paul und ich am Ende das letzte Stück unseren letzten Trails runterschieben mussten, weil Pauls Reifen schon wieder platt war.