Nachdem wir am Wochenende das frühlingshafte Wetter in München genossen hatten, kam der Wetterumschwung Anfang der Woche. Als ich am Dienstagabend aus Italien zurückkehrte, begrüßte mich schon der erste Regenschauer. Der Vorteil: In höheren Lagen sollte der Niederschlag immerhin in brauchbarem Aggregatzustand ankommen.
So waren die Randbedingungen für meine Mittwochstour gesteckt: Nicht zu weit zu fahren, aber relativ hoher Startpunkt, durch die immer noch günstige Lawinenlage durfte es auch ein bisschen steiler sein und am besten irgendwo, wo ich mich ein bisschen auskenne, damit ich mich nicht sofort verlaufe. Also ab ins Griesnerkar.
Die Fahrt zur Griesner Alm war ziemlich ernüchternd, der Frühling hat in den Voralpen zugeschlagen und erst kurz vor der Alm ließen sich die ersten Schneereste blicken. Dazu regnete es. Im Gegensatz zum letzten Mal konnte ich die Ski direkt an der Alm anschnallen, nur durch den Wald musste ich etwa 10 Minuten tragen. Im Kar angekommen (½ Stunde, 250 hm) hatte sich der Regen in Schneefall verwandelt, nur die Sicht ließ zu wünschen übrig. Trotzdem lichtete sich der Nebel und die Wolken immer wieder und gaben kurz den Blick auf die spektakuläre Kulisse des Kaisers frei. Entlang des Sommerwegs stieg ich zur Fritz Pflaum Hütte auf (1¼ Stunde, 620 hm). Von hier aus sah ich kurz mein Ziel, die Rinne zum Schönwetterfensterl. Im folgenden Nebel durchquerte ich tastend das Griesnerkar und stieg bis zum unteren Ende der Rinne auf (½ Stunde, 180 hm). Hier wechselten die Ski von den Füßen auf den Rucksack und stapfend ging es weiter die, teilweise sacksteile (>45°), Rinne hinauf. Gut 10 bis 20 Zentimeter Neuschnee hatten sich in der Rinne gesammelt und machten den Aufstieg stellenweise recht anstrengend. Nur die steile Engstelle im oberen Teil war blank und zwar Blankeis. Hier hätte ich mir zum ersten Mal an diesem Tag Steigeisen gewünscht. So wich ich nahe an die Felsen aus und zitterte mich hinauf. Am Schönwetterfensterl erwartete mich leider kein schönes Wetter, sondern der Sturm mit voller Stärke (¾ Stunde, 200 hm). Zu einer Rast lud dies wirklich nicht ein und so blieben Ski und Rucksack zurück und ich wühlte mich Richtung Normalweg zur Westlichen Hochgrubachspitze. In dem schrofigen Gelände und spätestens am Grat zum Gipfel, hätte ich mir ein zweites Mal Steigeisen gewünscht, naja aber im Wohnzimmer liegen sie auch gut (20 Minuten, 80 hm). Der Abstieg ins Schönwetterfensterl wurde nicht schöner (wie gesagt, meinem persönlichen Sicherheitsbedürfnis hätten Steigeisen relativ gut getan) und die unzähligen Spinndrifts, speziell im unteren Teil, erinnerten fast an ein richtiges alpines Abenteuer (½ Stunde). Dafür stand nun der anspruchsvolle Teil an, die Abfahrt ins Kar. Den vereisten Teil wagte ich nicht mit den Ski abzufahren, so stieg ich das erste Stück zu Fuß ab und legte dann in der windgeschützten Rinne endlich eine kleine Trinkpause ein. Die folgende Abfahrt war der absolute Wahnsinn. Der flauschige Pulver ließ sich super fahren und viel zu schnell war ich wieder zurück im Griesnerkar (½ Stunde). Nun hieß es noch einmal kurz auffellen und zur Fritz Pflaum Hütte aufsteigen (5 Minuten, 30 hm). Den Windschatten der Hütte nutzte ich, um endlich mein Brot zu essen und meinen Tee zu trinken. Darauf hatte ich mich schon das ganze Rinnengestapfe über gefreut. Hier sah ich auch noch eine andere Skitourengeherin, die hinter mir aufgestiegen war und nun vom Kleinen Törl kam. Ihre Abfahrtsspur nutzte ich, um bei der Abfahrt irgendeine Kontur zur Orientierung zu haben. Nach dem Waldstück holte ich sie ein und sie erzählte mir, dass sie kurz vor dem Kleinen Törl umgekehrt war, da ihr die Bedingungen zu heikel waren. Zusammen fuhren wir noch das letzte Stück zur Griesner Alm ab und beendeten damit beide eine jeweils ziemlich coole Tour (½ Stunde).