Dienstag, Juli 14, 2015

Bustour Teil 10 - Bulgarien (Sofia) und Mazedonien - 07.-14.07.2015

Nach den drei Tagen in Istanbul kämpfte ich mich mit dem Auto wieder aus Sultanahmet heraus. Dabei musste ich schnell feststellen, dass zwar der Türke im Allgemeinen die Verkehrsregeln recht phantasievoll auslegt, der türkische Polizist es aber nicht gerne sieht, wenn man einen U-Turn bei einem U-Turn-Verbots-Schild macht. Zum Glück erwischte ich zwei Herren, die kein Wort Englisch sprachen und die Beiden nach ein paar Versuchen entnervt aufgaben und mich weiter schickten. Da lohnte wohl die Strafe den Aufwand nicht. Der Rest der Fahrt war zwar anstrengend, aber weniger aufregend, wobei die Fahrt nach Asien über die Bosporusbrücke schon sehr spektakulär ist. Der Grenzübertritt bei Edirne war in 10 Minuten erledigt und die Autobahn nach Edirne und auch der bestehende Teil der Autobahn auf bulgarischer Seite sind besser als die meisten deutschen Autobahnen (vor allem aber viel leerer). Sofia statteten wir nur einen kurzen Besuch ab, das was wir aber gesehen haben gefiel uns so sehr, dass wir hier auf jeden Fall wieder hin müssen. Leider klappte ein Treffen mit Vanja, die wir aus Kamen Byrag kannten nicht, aber beim nächsten Mal sicher. Der Hitze der Stadt entflohen wir nach Vitosha, dem Hausmassiv Sofias. An den Golden Bridges gibt’s nette Boulderei an Graniteiern.
Von Sofia sprangen wir dann nach Mazedonien (FYROM) und knapp nach der Grenze sorgte ein heftiges Gewitter für die lange ersehnte Abkühlung. Kurzzeitig war Weltuntergang nachdem sich die Schleusen des Himmels geöffnet hatten und die Straße fast weg schwamm. Vorbei an Kumanovo, wo es Anfang Mai noch heftige Kämpfe gab, fuhren wir nach Skopje. Auf dem Campingplatz trafen wir ein Filmteam des WDR Heute-Magazins, das eine Balkan-Bustour mit einem T2 machte. Die Hitze in Skopje kann man in der Schlucht von Matka am besten ertragen und als wir dort ankamen, kühlte es durch ein Gewitter weiter ab. Zum ersten Mal seit einem Monat zog sogar ich mir etwas Langärmliges an. Matka ist toll, nach dem Gewitter klarte es auf und wir wanderten von der Matka Hütte zum Kloster St. Nikola Shishevski. Dort konnte ich mir ein Bild von einem der Sportklettersektoren des Klettergebiets Matka machen, lohnt sich sicher wieder Mal hierher zu kommen, um zu klettern.
Von Skopje fuhren wir nach Prilep, der Hauptgrund warum wir nach Mazedonien wollten. Vor etwa einem Jahr sah ich auf der Climax ein Titelbild eines Boulders und entgegen meines ersten Verdachts war das Foto nicht in Bishop entstanden, sondern in Prilep, ein in Mitteleuropa praktisch unbekanntes Gebiet. Schon der erste Blick vom Pass nach Prilep war gigantisch. Die Stadt liegt in Mitten von Bergen und an den Nördlichen liegen überall Granit/Gneis-Blöcke herum. Nachdem ich mir den Führer besorgt hatte, meinte die nette Dame am Infokiosk es gäbe ein Camping im Stadtpark, da war ich neugierig. Ich hatte nur einen Stellplatz am Parkplatz eines Hotels (für stattliche 20€) in Erfahrung gebracht. Nach einigem Suchen fanden wir den „Platz“ und die netten Parkwächter nahmen uns herzlich auf. Nicht nur, dass wir mit Kaffee, Gesprächen und (schlechter) Musik versorgt wurden, noch dazu kostete die Übernachtung nichts. Irgendwie war es schon skurril mitten in einem Park zu stehen, das fanden wahrscheinlich auch die meisten Spaziergänger, ihren Blicken nach zu urteilen. Fürs Bouldern war es dann wie erwartet eigentlich zu heiß, wobei am ersten Tag im Gebiet Kamena Baba in den Sektoren Baza und Sisernik der Wind bließ und damit zumindest ein bisserl was ging. Die Bewertungen sind meiner Meinung nach etwas Egofreundlich, aber wem gefällt es nicht in einem neuen Gebiet sofort 6a/6a+ (Dzobek/Pikapolonca) bouldern zu können und in 7a (Cocoon am Alien-Block) bis auf einen Zug die Gesamtsequenz im dritten Versuch hin zu bekommen. Der Fels fühlt sich wirklich gut an und neben den bestehenden, geputzten Linien gibt es noch Spielraum für mehrere Generationen an Boulderern. Das Gebiet Old Quarry über dem Prilepsee hat dann noch mehr freies Potential in atemberaubender Kulisse. Am nächsten Tag statteten wir dem Gebiet Treskavec rund um das Kloster einen Besuch ab. Mir fehlten die Worte (und das soll was heißen)! Obwohl das Gebiet höher gelegen ist, war an Bouldern nicht zu denken, da ohne Wind die Temperaturen locker die 30°C erreichten. Der Sommer ist einfach zu heiß in Prilep, deshalb traten wir den Rückzug in das höhere und deshalb, zumindest in der Nacht, kühlere Ohrid an. Am Ohrid See gibt es Sportkletterei, aber auch hier ließ die Hitze am Tag nicht an Klettern denken. Das klare, recht kühle Wasser des Sees lädt aber zur Erfrischung ein.
An Mazedonien haben uns die gastfreundlichen, offenen Menschen und die tolle Natur gefallen, weniger schön war, dass das ganze Land extrem vermüllt war. Nun geht’s langsam nach Hause zunächst mal über Albanien. Mal sehen wie genau es weiter geht.
2015_07_08-14_Mazedonien