Mittwoch, April 11, 2018

Alpspitze Nordwand - 10.04.2018

David und ich wollten schon ewig etwas zusammen unternehmen. Am Sonntag führte er an der Alpspitze und erzählte am Montag, dass die Bedingungen in der Nordwand gut wären. Somit stand ein Plan für Dienstag: vor der Arbeit mit der ersten Bahn zum Osterfelder, in einem Stündchen zur Schulter und die rassige Abfahrt über die Nordwand, um früh wieder in der Arbeit zu sein. Eine ganz gute Idee, leider machte uns die Revision der Alpspitzbahn einen Strich durch die Rechnung. Und für einen frühen Start und einem Brett von unten, war der Herr Bergführer leider nicht zu haben. Naja, also doch wieder eine Soloaktion.
Weckerläuten fühlt sich um 3 Uhr früh immer beschissen an, heute aber besonders. Ich quälte mich aus dem Bett, rein ins Auto und ab nach Garmisch. So konnte ich um ½ 5 Uhr an der Kreuzeckbahn starten und stieg die Olympiaabfahrt zum Kreuzeck auf (1¾ Stunden, 860 hm). Bei inzwischen gutem Licht gings über die Hochalm bis zum Einstieg des Klettersteig, der sich etwa auf der Höhe des Osterfelderkopf befindet (1¼ Stunden, 470 hm). Für den Alpspitz Ferrata sind Steigeisen und/oder Pickel ganz hilfreich, je nach individuellen Sicherheitsbedürfnis. Bei mir blieben die Steigeisen bis zur Schulter im Rucksack, obwohl sie an ein oder zwei Stellen sicher hilfreich gewesen wären. Der Pickel biss aber schön und wirklich steil ist es zum Glück ja auch nicht (1¼ Stunden, 440 hm). An der Schulter ließ ich den Rucksack mit den Skiern zurück und stieg noch das letzte Stück zum Gipfel auf (¼ Stunde, 130 hm). Diesmal aber mit Steigeisen an den Füßen, was sich bei einer kurzen Wassereisquerung mit begrabenem Seil als ganz hilfreich herausstellte.
Den Gipfel hatte ich, wie nicht anders zu erwarten, für mich alleine. Trotzdem stieg ich schnell zurück zur Schulter ab (¼ Stunde). Hier machte ich eine Pause und bereitete mich für die Abfahrt vor (¼ Stunde). Eine Abfahrt die von Heini Holzer 1976 erstbefahren wurde. Wahnsinn was er in den 70ern  befuhr und Wahnsinn welchen Sprung das Material gemacht hat, sodass sogar ein mittelmäßiger Fahrer wie ich die Nordwand heute befahren kann. Der obere, steile Teil war windharschig und teilweise gab es überfrorene Spuren aber ganz gut zu fahren. Im flacheren Mittelteil (dem Herz) wurde die Oberfläche etwas weicher, für Firn reichte es aber nicht. Richtig weich wurde es dann erst in der Einstiegsrinne der Ferrata und nach der Querung unter den Abbrüchen, kurz über der Bernadeinpiste, wurde der Sulz dann schlagartig grundlos (¼ Stunde). Das störte mich aber nicht mehr wirklich, also alles in allem richtig gutes Timing. Die restliche Abfahrt war gar nicht so schlecht und der Schnee reichte bis zum Auto (20 Minuten). Dabei traf ich noch einen Skitourengeher, den ich am Morgen schon an den Schöngängen gesehen hatte, nun fuhr er nur mehr auf einem Ski und hatte ein ziemlich aufgeschlagenes Gesicht, Hilfe wollte er aber nicht. Seine Erklärung dazu war, dass es ihn "oi braggt hod", zeigt dass auch die Ostflanke gut steil ist.
Eine ziemlich eindrucksvolle Tour mit insgesamt 1900 hm in 4½ Stunden für den Aufstieg und etwa einer Stunde für die Abstieg und Abfahrt. Für die Abfahrt muss es absolut lawinensicher sein und es sollte genug Schneeauflage haben. Infos zu dieser und weiteren Steilabfahrten im Gebiete gibts von Tom Wolny.
Die Tour dürfte die letzte in diesem Winter gewesen sein. Was für ein Winter, 5 Monate Saison, mit 37 Skitourentagen (39550 hm), 5 Freeridetagen und immerhin 7 mal Skifahren mit den Kindern. Jetzt freu ich mich aber auf den Sommer und auf alles was wir da so unternehmen werden.
2018_04_10_Alpspitze