Seit Jahren treffen wir uns für ein Ski- beziehungsweise Skitourenwochenende. Früher noch in großer Runde in Obertauern, dem Pitztal, am Reschensee oder im Langtaufenertal, schließlich in immer kleinerer Runde, aber nicht weniger lustig, in Gastein, im Spertental oder in Engelberg. Dieses Jahr stellte uns die Auswahl des Ziels aber vor eine Herausforderung. Es liegt fast nirgends Schnee, noch dazu sollte es in der Nähe einer der Großeltern sein, damit auch die Kinderbetreuung gewährleistet ist. So verschlug es uns diesmal in die Region Dachstein West.
Nachdem wir die, wegen der Baustelle an der Tunnelkette Golling, etwas aufreibende Anfahrt geschafft hatten die Riesenüberraschung, der Nord-Osten des Pongaus ist ein wahres Schneeloch. Sogar in Eben im Tal war alles weiß. Nach einem gemütlichen Busabend, fuhren wir in der Früh ein paar Minuten nach Filzmoos, wo unsere erste Tour startete.
Samstag: Sulzen-/Eiskarlschneid (1970 m)
Die Tour startete mit einem, zugegeben langweiligen, Talhatscher entlang der im Winter gesperrten Mautstraße zur Oberhofalm. Auch wenn man die Zeit gut mit Ratschen verbringen kann, an der Bögreinalm verlässt man endlich die Straße und die eigentliche Tour beginnt (1 Stunde, 170 hm). Leider hatte das Tal hier schon seinen Tribut gefordert. Laura musste wegen einer verletzten Wade aufgeben. Zum Glück hat die Unterhofalm eine ausgezeichnete Sonnenterrasse und so war für sie das Warten auf uns nicht all zu schlimm. Wir anderen stiegen nämlich weiter zur Sulzenalm auf. Dort entschied sich Karin für die ruhige Variante und machte es sich in der Sonne an einem Baum gemütlich. Zu dritt ging es weiter. Vladi, Peter und ich stiegen zur Sulzenschneid auf. Unsere Variante, ziemlich direkt durch einen lichten Lärchenwald und einen kurzen Latschengürtel. Das ist zwar einigermaßen steil, sah aber einladender aus, als ein flaches Queren ins hintere Ende des Kessels, mit einem anschließenden Aufstieg im Schatten (2¼ Stunden, 730 hm). Am Fuße des Gipfelaufbaus ließen wir uns auf der Wiese nieder und genossen die Sonne. Im Gegensatz zum Gipfel war es hier windstill und so warm, dass man im T-Shirt sitzen konnte. Nach einer ausgedehnten Pause mit kurzem Abstecher am Gipfel (30 hm), schnallten wir wieder die Ski an und freuten uns auf die Abfahrt über die herrlichen Süd-West-Hänge, die beginnenden Firn versprachen. Im ersten Hang variierte die Schneequalität schon ziemlich und als ich gerade vor der Einfahrt zu einer steilen Rinne abschwang, sah ich Vladi durch ein paar Latschen purzeln, unterlegt von einem lauten Schrei. Den hatte übrigens auch Karin 400 Höhenmeter unter uns gehört. Peter und ich stapften beide so schnell wie möglich zu Vladi und besahen uns den Schaden. Schnell kam die Erkenntnis, mit dem Knie kommen wir nicht hinunter. Also Bergrettung anrufen. Long Story short: Nach einigem hin und her kam ein Notarzthubschrauber, nutzte den Sattel neben der Sulzenschneid, um den Flugretter ans Seil zu nehmen und anschließen Vladi aus dem gut 30°-steilen Hang zu bergen (1¼ Stunde, 40 hm). Was für eine Aufregung, da war die anschließende Abfahrt von Peter und mir vollkommen unspektakulär. Je nach Exposition hatten wir guten Firn bis Bruchharsch, also für jeden was dabei. Selbst die Straße raus nach Filzmoos und zu den Mädels war weniger schlimm als gedacht und wir mussten nur ein kurzes Stück schieben (½ Stunde).
Und das beste an dem Tag, nachdem Karin, Peter und ich aus der Sauna kamen, waren Laura und Vladi auch schon wieder aus dem Krankenhaus zurück. Was genau kaputt ist, muss erst abgeklärt werden, aber es hätte definitiv blöder ausgehen können.
Sonntag Kamplbrunn (2050 m)
Laura und Vladi verabschiedeten sich in der Früh Richtung München während Karin, Peter und ich ins Lammertal fuhren. Von Mauerreith aus folgten wir der Forststraße (diesmal mit ziemlich konstanter Steigung) zur Loseggalm (1¼ Stunde, 360 hm). Wie schon am Tag zuvor, immer die Bischofsmütze vor Augen, querten wir die Almböden, folgten einem Graben und erreichten eine kleine Hütte am Fuße des Gipfelhangs des Kampls (½ Stunde, 180 hm). Hier ließen es Karin und Peter gut sein und ich stieg alleine die letzten paar Hundert Höhenmeter zum Gipfel auf (¾ Stunde, 400 hm). Im Gegensatz zum Samstag war das Wetter recht schlecht. Wind und die Aussicht auf kräftige Niederschläge drängten mich zu einer schnellen Abfahrt und so erreichte ich kurz nach den zwei anderen den Bus (½ Stunde).
Was für ein aufregendes Wochenende, auch wenn Vladi sicher gerne auf die Aufregung verzichtet hätte. Drücken wir mal die Daumen, dass nicht zu viel kaputt ist in seinem Knie. Das Tourengebiet rund um den Gosaukamm bzw. Südwestlich des Dachsteins hat auf jeden Fall Lust auf einen weiteren Besuch gemacht.
2025_01_25-26_Sulzenschneid+Kampl |